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Ungarn 2025 Teil 3, von Tiszafüred bis nach Budapest

Tag 11



Da wir es kaum erwarten konnten, nun endlich auch den bergigen Teil Ungarns zu erkunden, machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg Richtung Norden. Unser Ziel war der Bükki Nationalpark, eine der grünsten und schönsten Gegenden des Landes. Die Bilder, die wir zuvor im Netz gesehen hatten, versprachen viel – dicht bewaldete Hügel, felsige Schluchten, klare Bäche und jede Menge Natur. Genau unser Ding.

Unterwegs lag die Stadt Eger, die als besonders sehenswert galt. Also beschlossen wir spontan, dort einen Zwischenstopp einzulegen. Die Strecke war überschaubar und so erreichten wir Eger bereits am frühen Vormittag. Unser erster Parkversuch scheiterte, denn der Platz war einfach nichts für unseren Otto. Also wagten wir den Versuch, direkt zur Burg hochzufahren, die hoch über der Stadt thront und ziemlich beeindruckend aussieht.

Und siehe da: Manchmal muss man einfach Glück haben – ein perfekter Parkplatz für Otto war gerade frei geworden. Also eingeparkt, Fotoapparat geschnappt und ab ging’s zur Stadtbesichtigung. Der Tag versprach spannend zu werden – mit einem Mix aus Kultur, Burgblick und später hoffentlich einem idyllischen Campingplatz mitten im Wald.


Unser erstes Ziel war die Burg von Eger (Egri Vár), das wohl bedeutendste historische Wahrzeichen der Stadt. Die Burg wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert nach dem Mongolensturm errichtet und später mehrfach ausgebaut. Berühmt wurde sie durch die Schlacht von 1552, als die zahlenmäßig weit unterlegene ungarische Besatzung unter István Dobó den Angriff der osmanischen Armee erfolgreich abwehrte – ein Ereignis, das bis heute Nationalstolz weckt.







Die Burganlage selbst ist weitläufig und besteht aus mehreren Bastionen, Wehrmauern, unterirdischen Gängen und historischen Gebäuden. Besonders eindrucksvoll war der Ausblick vom oberen Festungsteil – von dort hat man eine tolle Sicht auf die Altstadt, die Türme der Basilika und das Minaret.



Innerhalb der Burgmauern besuchten wir das kleine, aber informative Burgmuseum, das Ausstellungen zur Schlacht von 1552, zu archäologischen Funden und zur Baugeschichte der Burg bietet. 










Im Dobó-Bastion-Turm ist eine Ausstellung über die damaligen Verteidigungsstrategien untergebracht, und wer sich für Militärgeschichte interessiert, kann hier einiges entdecken.






Außerdem befinden sich auf dem Gelände noch eine rekonstruierte mittelalterliche Schmiede, eine Ausgrabungsstätte mit Mauerresten und eine kleine Kirche, die früher zur Burg gehörte. Einige Abschnitte waren aktuell zwar in Renovierung, aber dennoch lohnte sich der Rundgang durch das Gelände auf jeden Fall.










Die Mischung aus beeindruckender Geschichte, gut erhaltenen Mauern und der weiten Aussicht über Eger machten den Besuch zu einem echten Highlight.

Nach dem Abstieg von der Burg spazierten wir gemütlich durch die Altstadt und steuerten das Minaret an – ein Relikt aus der osmanischen Zeit, das mit seinen knapp 40 Metern Höhe noch heute das Stadtbild prägt. Es zählt zu den nördlichsten erhaltenen Bauwerken aus der Zeit der türkischen Besetzung.


Nicht weit entfernt entdeckten wir die St. Bernhards-Kirche, ein eher unbekanntes, aber sehr eindrucksvolles Gotteshaus. Die Kirche gehört zum Franziskanerorden und beeindruckte mit ihrer barocken Fassade und einem ruhigen, stilvollen Innenraum. Besonders schön waren die Altäre und die klassisch gestaltete Kanzel – ein Ort der Ruhe mitten in der Stadt.


Anschließend ging es, vorbei an wunderschönen Häusern, zur monumentalen Basilika von Eger, auch als Kathedrale bekannt. Sie ist die zweitgrößte Kirche Ungarns und wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Bereits der Vorplatz mit den hohen Treppenstufen und den mächtigen Säulen wirkte beeindruckend. Im Inneren erwartete uns eine prachtvolle Raumgestaltung mit hohen Gewölben, farbenfrohen Fenstern und einer eindrucksvollen Orgel.











Zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung ließen wir uns auf dem Platz vor dem Eger Palace (Erzbischöflicher Palast) nieder. Der Platz war lebendig, ein beliebter Treffpunkt mit Straßencafés und guter Atmosphäre. Wir gönnten uns eine kleine Pause, beobachteten das Treiben und ließen die vielen Eindrücke langsam sacken.








Nach diesem Päuschen machten Ela und ich uns wieder an den Aufstieg zur Burg. Mit der Stadtbesichtigung hatten wir die Burg sozusagen halb umrundet. Während wir so hochschlenderten genossen wir den Anblick der tollen alten Häuser, der vielen Weinlokale und der letzte Anblick der Burgmauern.










Eger hat uns mit seinem Mix aus Geschichte, Architektur und mediterranem Flair begeistert – eine Stadt, die definitiv mehr ist als nur ein Zwischenstopp. Nun freuten wir uns auf die Weiterfahrt Richtung Bükk-Gebirge und den kleinen Campingplatz mitten im Wald, der unser nächstes Ziel war. Dieser lag in Répáshuta, einem kleinen Bergdorf mitten im Bükki Nationalpark.

Schon bei der Abfahrt spürten wir, dass sich die Landschaft deutlich verändern würde – es ging stetig bergauf, und bald ließ die Ebene Platz für dichte Wälder, kurvige Straßen und frische Höhenluft.

Die Strecke von Eger nach Répáshuta war zwar nicht lang, aber landschaftlich ein echtes Erlebnis. Immer wieder öffneten sich entlang der Straße herrliche Ausblicke auf die bewaldeten Hügel des Bükk-Gebirges. 

Der Bükki Nationalpark ist übrigens der größte zusammenhängende Waldnationalpark in Ungarn und wurde bereits 1977 gegründet. Er umfasst rund 430 Quadratkilometer Fläche und ist bekannt für seine tief eingeschnittenen Täler, schroffen Kalksteinklippen und spektakulären Karsthöhlen. Über 1000 Höhlen sind im Park registriert – darunter die Istállós-kő-Höhle, in der prähistorische Funde gemacht wurden. Außerdem findet man hier zahlreiche geschützte Pflanzenarten und eine vielfältige Tierwelt, darunter Luchse, Wildkatzen, Schwarzstörche und viele Schmetterlingsarten.

In Répáshuta angekommen, fanden wir den kleinen, wunderbar versteckten Forest Camping gleich am Ortsrand. Schon bei der Einfahrt war klar: Hier sind wir genau richtig. Der Platz liegt inmitten von hohen Bäumen, ist überschaubar und sehr liebevoll gepflegt. Keine Massen, keine Animation – nur Natur pur, Ruhe und Vogelgezwitscher. Genau unser Ding.

Wir wurden freundlich empfangen und konnten uns einen Stellplatz frei aussuchen. Um uns herum nur grüne Hänge, Wald und ein paar weitere Camper, die ebenfalls eher auf Entschleunigung aus waren. Nach dem doch recht vollen Tag in Eger genossen wir hier einfach das Ankommen. Mit einem prächtigen Gewitter mit allem drum und dran endete dann dieser Tag.





Tag 12

Nach einer absolut ruhigen Nacht in herrlich frischer, kühler Bergluft wurden wir vom gleichmäßigen Trommeln des Regens auf Otto geweckt. Der Wetterbericht hatte es schon angedeutet – auch die kommenden Tage sollten kühl und regnerisch bleiben. Was für ein krasser Gegensatz zu gestern: In Eger zeigte Ottos Temperaturfühler noch über 40 Grad, jetzt standen gerade mal 14 Grad auf dem Display. Das war schon fast herbstlich.

Wir beschlossen also, den Tag ruhig anzugehen. Bei kurzen Regenpausen nutzten wir die Gelegenheit für ein paar Fotos vom idyllischen Campingplatz, der sich jetzt noch stiller und grüner zeigte als zuvor. Ansonsten stand Lesen auf dem Programm, ein bisschen Krafttraining unter dem Vordach und natürlich: Reiseblog schreiben.




Auch organisatorisch war heute etwas zu erledigen. Ela hatte sich im letzten Jahr den Schulterkopf in vier Teile zertrümmert und damals eine Metallplatte eingesetzt bekommen. Seit ein paar Wochen spürte sie dort wieder ein leichtes Ziehen sowie ein Knirschen, und wir wollten vorsorglich in Österreich nachschauen lassen, ob alles in Ordnung war. Dafür mussten wir allerdings erst die Genehmigung der Krankenkasse einholen – was natürlich ein paar E-Mails und Telefonate bedeutete. Bürokratie macht bekanntlich keinen Halt, auch nicht in den Bergen.

So verging der Tag inmitten wunderschöner, ruhiger Natur. Und weil alle anderen Camper inzwischen abgereist waren, hatten wir den gesamten Platz ganz für uns allein. Das war dann wohl unser persönlicher Berg-Luxus.

Tag 13

Gestern Abend hatten Ela und ich uns noch darüber unterhalten, wie es weitergehen sollte. Der Wetterbericht versprach auch für die kommenden Tage nichts Gutes – Regen und kühle Temperaturen. Da kam uns die Idee, den geplanten Besuch in Budapest vorzuziehen. Die Stadtbesichtigung bei milderem Wetter zu machen, war sicher angenehmer als bei der dort im Sommer üblichen Bruthitze.

Gesagt, getan. Heute Morgen packten wir zusammen, bezahlten unseren Platz und verabschiedeten uns. Kurz darauf waren wir wieder unterwegs. Wie immer schaute ich mir die Route von Google Maps vorab etwas genauer an und entdeckte dabei einen spannenden Zwischenstopp – in Lillafüred gab es eine Tropfsteinhöhle zu besichtigen, die St.-Stephan-Höhle. Und sie lag nur 16 Kilometer von unserem Standort entfernt. Klarer Fall: Da mussten wir hin.

Die Fahrt dorthin war spektakulär. Wer bei Ungarn nur an flache, endlose Felder denkt, würde hier seinen Augen nicht trauen. Dichter Wald, tiefe Schluchten und eine kurvige Bergstraße, die fast an eine Alpenstraße erinnerte. Es war kaum zu glauben, dass wir uns immer noch in Ungarn befanden.

Dort angekommen parkten wir Otto am ausgewiesenen Parkplatz und machten uns auf den kurzen Weg zur Höhle. Oder besser gesagt – fast. Denn ganz so schnell ging es dann doch nicht los.





Am Eingang kauften wir unsere Tickets und wollten schon frohen Mutes durchs Drehkreuz marschieren, als uns die Dame von der Kasse freundlich aufhielt. Die Besichtigung sei nur im Rahmen einer Führung möglich, und die nächste würde in etwa 45 Minuten starten. Nun gut – wir hatten ja Zeit und nutzten die Gelegenheit, um uns etwas mit der Geschichte und Geologie der Höhle zu beschäftigen. Rund um den Eingang waren mehrere Infotafeln aufgestellt, die interessante Einblicke in die Entstehung und Besonderheiten der St.-Stephan-Höhle boten.

Die Höhle wurde 1913 entdeckt und gehört heute zu den bedeutendsten Tropfsteinhöhlen Ungarns. Benannt wurde sie nach dem ungarischen Staatsgründer, dem heiligen Stephan. Besonders beeindruckend sind die teils riesigen Tropfsteinformationen und die ungewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit, die das Mikroklima in der Höhle prägt. Tatsächlich wird die Höhle auch zu therapeutischen Zwecken genutzt, da das Höhlenklima bei Atemwegserkrankungen helfen soll.

Ein Hinweis gefiel Ela und mir überhaupt nicht, es war wieder mal verboten in der Höhle zu fotografieren. Da mussten wir halt mal wieder illegal unterwegs sein. Dies erwies sich aber, zum Glück, als nicht notwendig, da alle Ungarn in der Höhle schon von Beginn an fotografierten was das Zeug hielt und wir uns da gleich mal munter anschlossen. 

Pünktlich zur vollen Stunde ging es dann endlich los. Unsere Gruppe wurde von einer freundlichen Dame abgeholt, die sich als unsere Höhlenführerin entpuppte. Die Tour fand ausschließlich auf Ungarisch statt – was wir zwar nicht verstanden, aber erstaunlich wenig vermissten. Denn selbst ohne Sprachkenntnisse war die Höhle beeindruckend genug und die Entstehungsgeschichte der Höhlen sowie der Tropfstein Wuchs uns zur Genüge bekannt waren.


Die Wege waren gut ausgebaut und führten uns sicher hinein in die kühle Welt der St.-Stephan-Höhle. Drinnen herrschten konstante 10 Grad, eine willkommene Abkühlung nach all der Sommerhitze der vergangenen Tage. Über Treppen und Stege ging es durch ein beeindruckendes Labyrinth aus Tropfsteinen, natürlichen Säulen und bizarren Gesteinsformen.



Unsere Führerin blieb an verschiedenen Punkten stehen und schaltete jeweils spezielle Lichtinstallationen ein, die die Höhle immer wieder in ein neues Licht tauchten – buchstäblich. Mal wurden einzelne Tropfsteine dramatisch in Szene gesetzt, mal ganze Höhlenkammern in ein warmes Schimmern getaucht. Auch wenn wir kein Wort verstanden, konnten wir anhand der Gesten, der Richtung der Taschenlampe und der Lichtwechsel gut nachvollziehen, worauf sie aufmerksam machen wollte.



Einige Formationen erinnerten an Orgelpfeifen, andere an gefaltete Vorhänge oder riesige Pilze. Besonders imposant war eine große Halle, in der die Tropfsteine wie ein unterirdischer Wald wirkten – verwunschen und gleichzeitig ganz still.


Nach etwa 40 Minuten endete die Führung wieder am Ausgang. Ein bisschen fröstelnd, aber sehr begeistert traten wir ins Tageslicht hinaus. Die St.-Stephan-Höhle war definitiv einen Abstecher wert – auch ohne Sprachkenntnisse. Manchmal reicht Staunen völlig aus.

Nach dem kühlen, aber faszinierenden Abstecher in die St.-Stephan-Höhle machten wir uns wieder auf den Weg. Ziel war nun die Hauptstadt – Budapest. Die Route führte uns weiter durch das schöne, bewaldete Bergland rund um Miskolc, doch mit jedem Kilometer in Richtung Süden wurde die Landschaft wieder flacher und urbaner.

Der Verkehr nahm spürbar zu und Otto rollte zuverlässig durch die Vororte Budapests, und dank unserer guten Vorbereitung sowie einer Empfehlung war das Ziel klar: Haller Camping, ein kleiner Campingplatz mitten in der Stadt. Perfekt gelegen, um Budapest zu erkunden, ohne lange Anfahrten oder große Umstände.

Die Zufahrt zum Platz war einfach zu finden, der Empfang freundlich und unkompliziert. Wir bekamen einen schönen Platz unter ein paar Bäumen. Der Campingplatz selbst war zweckmäßig, nicht riesig, aber mit allem ausgestattet, was man braucht. Duschen, saubere Sanitäranlagen, Strom, und sogar etwas Grün drum herum – mehr brauchten wir nicht.

Otto wurde geparkt, wir richteten uns ein und machten es uns erst mal gemütlich. Rundherum war Verkehr, Stadtleben, ein bisschen Lärm – aber das war genau der Kontrast, den wir jetzt suchten. Nach Tagen voller Natur, Regen und kühler Ruhe war es an der Zeit, wieder unter Menschen zu kommen und eine der faszinierendsten Städte Europas zu erleben.




Aber nicht mehr heute. Der Tag hatte genug geboten, und so ließen wir es ruhig ausklingen. Ein bisschen Recherche, was wir uns in den nächsten Tagen in Budapest alles anschauen wollen – und dann war Feierabend.