Tag 1: Tanken und Laden
Tja manche Abenteuer beginnen mit dem Satz: Ja das könnte ich mir vorstellen! So auch hier und jetzt wieder passiert, aber von Anfang an. Vor zwei Wochen fragte mich mein alter Kumpel, aus der Polizeizeit, Thomas Hald ob ich mir vorstellen könnte meine Busse für einen Transport von Hilfsgütern in die Ukraine zur Verfügung zu stellen. Natürlich sagte ich zu, denn das Leid der Menschen dort ist für uns eigentlich nicht vorstellbar. Kurz und knapp, aus den zwei Bussen zur Verfügung stellen wurden die Fahrzeuge und ich zusammen mit Ela noch ein Fahrer Team. Mit dabei sind, klar Thomas Hald und mein Musikfreund Lukas auf unserem zweiten Bus.
Heute begannen dann die ersten Vorbereitungen. Fahrzeuge tanken und die Busse bis unter das Dach mit Hilfsgütern vollladen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Rüdiger Knapp von der Aral Tankstelle in Göppingen bedanken, der die erste Tankrechnung für beide Busse übernommen hat, bei den momentanen Spritpreisen eine wirklich großzügige Spende.. Ein weiterer Dank an meinem Musiker Freund Thomas Haller der spontan 200,- € gespendet hat.
Nachdem wir die Fahrzeuge getankt hatten ging es weiter zu der Halle der Kleintierzüchter in Heiningen. Hier werden die Hilfsgüter angeliefert, sortiert und für den Transport verpackt. Als wir dort ankamen war unser Staunen groß. Die gesamte Halle war voll mit Material und es wuselte von fleißigen Helfern. Wenn man bedenkt dass heute schon drei Transporte raus gingen und man die Mengen noch sieht kann man sich vorstellen wie gerne die Leute für die Ukraine spenden. Wie diese ganze Aktion zustande kam erzähle ich nachher da jetzt erst einmal die beiden Busse, wirklich bis zum Anschlag, von uns beladen wurden.
Nachdem die Busse beladen waren hatte ich endlich mal Zeit mit dem Organisator des ganzen kurz zu plaudern. Eigentlich hat die Geschichte ganz harmlos angefangen. Edi Gardubej machte Privat einen Spendenaufruf und fragte Robin Mrazek, Vorstand vom Kleintierzüchterverein in Heiningen und Gemeinderat in Dürnau, ob er ihn nicht unterstützen würde. Durch die sehr vielen Kontakte von Robin entwickelte sich dann eine Lawine von Spenden. Spätestens da wurde klar, dass es bei der Geschichte nicht nur um Spenden sammeln geht, sondern dass die Lagerung, Sortierung, Logistik und dann noch der Transport inclusive einem Ansprechpartner vor Ort, die viel größere Herausforderung ist.
Ich muss sagen dass die Beiden dies alles mit Bravour gemeistert haben. Die vielen fleißigen Helfer, die seit einer Woche tätig sind kommen alle aus dem Freundeskreis von Robin. Wir selbst hatten von den ganzen Herausforderungen eigentlich nur das Problem mit der Anlieferung mitbekommen. Zuerst sollte es nach Polen gehen, dann direkt in die Ukraine und jetzt fahren wir in die Slowakei kurz vor die Ukrainische Grenze.
Los geht die große Fahrt am Sonntag um 06:30 Uhr und wir werden die 1200 Kilometer unter die Räder nehmen. Selbstverständlich werde ich von unterwegs berichten.
Tag 2: Technischer Check der Fahrzeuge
Bevor wir morgen losfahren können müssen die beiden Busse natürlich noch einmal gecheckt werden. Öl, Spritzwasser und Luftdruck alles bestens. Es kann losgehen.
Tag 3: Roadtrip nach Chonkovce
Heute war es soweit, der Trip begann. Um 0630 war Abfahrt in Gruibingen und los ging die Fahrt, auf der ziemlich leeren A8 in Richtung Osten, der aufgehenden Sonne entgegen.
Unsere Route hatte uns Google Maps schon sehr schön gezeigt und unsere beiden Navis folgten auch brav der Route.
Zunächst ging es in Richtung München und anschließend in Richtung Wien. Bei Braunau überquerten wir die Grenze nach Österreich. Nach der kleinen Pause konnten Ela und ich Lukas und Tomi nur mit Mühe und Not zur Weiterfahrt bewegen.
Die Autobahn war frei und wir kamen flott voran. Da in Österreich 130 km/h Höchstgeschwindigkeit ist und unsere vollgeladenen Busse dies gerade so packten hatten wir keine Probleme mit dem Thema Geschwindigkeitsüberschreitung. Unser Weg führte uns an Linz und an Wien vorbei nach Bratislava. So alle 2 Stunden machten wir an einer Raststätte eine Pause und wechselten die Fahrer.
Ab Bratislava hatten wir kurzzeitig ein paar kleine Herausforderungen mit unseren Navis. Die wollten alle über Budapest fahren da dies der schnellste Weg war. Wir wollten dies jedoch nicht, da wir die Slowakei sehen wollten. Nach einigem rumgeiere rund um Bratislava waren wir dann wieder auf der richtigen Spur und über Nitra ging es nach Bystrica. Bis dorthin war es ein gemütliches fahren und die Autobahn wechselte sich mit Landstraßen ab. Unterwegs sah man riesige Landwirtschaftliche Flächen und man konnte sich vorstellen was hier an Getreide produziert wird.
Ab Bystrica kamen wir in den National Park Nizke Tatry. Hier wurde die Straße schon abenteuerlicher. Es ging teilweise sehr kurvig Bergauf- und Bergab und wir kamen auch an sich noch in Betrieb befindlichen Skilifte vorbei. Hier befindet sich eines der Skigebiete der Slowakei. Es war anstrengend zu fahren aber die Landschaft war herrlich und wir hatten viel zu schauen.
Nach diesem tollen Streckenabschnitt wurde die Straße wieder einfacher zu befahren und es ging flott vorwärts. Obwohl wir gut voran gekommen waren brach die Dunkelheit langsam aber sicher über uns herein und bei einer Rast buchten wir ein Hotel 30 Kilometer vor unserem eigentlichen Ziel Chonkovce da uns klar war, das wenn wir dort ankamen wir nach 1200 Kilometer Fahrt keine Lust mehr hatten unsere Fahrzeuge auszuladen. Das Hotel Glamour lag herrlich am Stausee Zemplinska Strava. Die herrliche Lage und den Ausblick konnten wir aber erst am nächsten Tag bewundern da wir alle mittlerweile ziemlich fertig von der Fahrt waren. Ein gutes Abendessen und ein paar Biere beendeten dann den ersten Fahrtag.
Tag 4: Ausladen und Rückfahrt antreten
Den Tag begannen wir ganz gemütlich. Aufstehen, das herrliche Panorama mit der Sonne genießen und anschließend sehr lecker Frühstücken.
Nachdem dies vollbracht war fuhren wir nach Chonkovce zu der uns bekannten Adresse. Da wir außer der Adresse keinerlei Informationen hatte waren wir schon sehr gespannt was uns dort erwartete. Hatte alles seine Richtigkeit? War da überhaupt jemand? Konnten wir abladen? Werden unsere Hilfsgüter richtig angewendet? Dies alles schoss uns auf den letzten paar Kilometern durch den Kopf. Schon bei der Ankunft wurde uns klar, hier waren wir richtig. Es lag schon einiges an Hilfsmaterial unter dem Vordach der Halle und auch Personal war anwesend. Nachdem wir mit Händen und Füssen sowie dem Google Übersetzter Kontakt geknüpft hatten und wir erfuhren dass in zwei Stunden LKW's kamen um die Hilfsgüter abzuholen, machten wir uns ans ausladen. Schon verblüffend was aus unseren zwei Autos so herauskam, der Hilfsgüter Berg wurde immer größer und sogar die slowakischen Helfer machten große Augen.
Bis hierher war es ein lustiger Tag. wir hatten zusammen Spaß beim Ausladen und es wurde gescherzt. Nachdem wir fertig waren lud man uns in die benachbarte Halle zum Kaffee trinken ein und plötzlich hatte der Spaß ein Loch. In der Halle waren Flüchtlinge untergebracht und das Thema verunsicherte, verängstigte Menschen und vor allem Kinder war zum greifen Nahe und diese Gefühle waren einfach jetzt greifbar vorhanden. Da gibt es nur eins zu sagen: Fuck the war!!!!!!!! Aber überall auf der Welt. Wie kann man in der heutigen Zeit Menschen sowas antun, es ist nicht zu fassen und jede Sekunde unserer Fahrstrapaze wurde zur Bedeutungslosigkeit.
Es wurde jetzt aber auch wieder Zeit die Heimreise anzutreten. Da wir heute nur einen Teil der Strecke vorhatten zu fahren, konnten wir die Sache etwas gemütlicher angehen und wir beschlossen den Weg über Ungarn zu nehmen. Einfach noch was anderes sehen. Von Chonkovce ging es erst einmal nach Kosice und von dort war es nur noch ein Katzensprung bis Ungarn. Bei Tornyosnemeti überquerten wir die Grenze und kauften uns erst mal wieder ein Pickerl. Es wird Zeit dass die Autobahngebühr in Deutschland endlich auch für PKW eingeführt wird. Wir zahlen um uns rum wirklich reichlich Gebühren.
Ab der Grenze hatten wir eine nagelneue Autobahn für fast 150 Kilometer eigentlich für uns ganz alleine in Richtung Budapest.
Wir kamen wiederum sehr flott voran da erst kurz vor Budapest der Verkehr zunahm und das Fahren anstrengender wurde. Das Navi führte uns, als schnellster Weg, nicht um Budapest herum, sondern eigentlich mitten durch. War zwar etwas anstrengend jedoch wurde die Mühe mit herrlichen Bilder der Stadt belohnt. Eine wirklich tolle Stadt und mit Sicherheit einen Besuch wert.
Nach der Stadt Sightseeing Tour und außerhalb des Dunstkreises von Budapest wurde der Verkehr wieder normal und es ging munter weiter an Györ vorbei in Richtung Westen. Am Übergang Klingenbach fuhren wir wieder in Österreich ein. Nachdem es um Wien herum etwas Stau gab und wir eigentlich auch keine Lust zum fahren mehr hatten buchte Ela aus dem Auto heraus für unsere Truppe in St. Pölten das Hotel Muse. Nachdem wir heute auch wieder 750 Kilometer gefahren waren nahm dieser Abend ein schnelles Ende. Zu mindestens für Ela und mich. Tomi und Lukas hatten noch einen einheimischen Gesprächspartner gefunden und tagten noch bis 23 Uhr.
Tag 5: Restliche Heimfahrt
Nach einem leckeren, reichhaltigem Frühstück nahmen wir die letzten 450 Kilometer unter die Räder. Wir hatten Glück und kein Stau konnte unsere Heimreise behindern. Dank des Rückenwindes wurden unsere Fahrzeuge immer schneller :-). Ohne Zwischenfälle kamen wir um 1315 in Gruibingen, mit vielen tollen und auch nachdenklich machenden Eindrücken, wieder an.