So Braga wir kommen. Schon beim aufstehen meinte ich meinen Ohren nicht trauen zu können, schon wieder heulende Motoren und quietschende Reifen. So blöd konnten doch die Einwohner von Braga nicht sein. Ich ging mal an die Rezeption und fragte was dies sei. Die Dame und ein Mann grinsten und meinten ein Drift Contest direkt unterhalb vom Campingplatz. Das war natürlich schon was ganz anderes und mein kleines Männerherz schlug gleich fünf Takte höher. Da mussten wir hin und schon war das erste Ziel für Braga klar.
Nach dem Frühstück packten wir unseren Rucksack und machten uns zu Fuß auf den Weg. Jetzt war auch klar warum man die Motoren und das quietschen der Reifen so gut gehört hatte, die Veranstaltung war wirklich direkt unter unserem Campingplatz auf einem Parkplatz der dortigen Veranstaltungshalle.
Wir schauten dem Treiben ein wenig zu und liefen dann in die Altstadt. Die Auto freie Innenstadt war schön, hatte aber nicht den Knaller Effekt wie jetzt Porto. Also besichtigten wir die Stadt ganz gemütlich.
Wissen muss man das Braga das Zentrum des religiösen Lebens in Portugal ist. Gefühlt gibt es keine Stadt in Portugal die mehr Kirchen hat als Braga. Das Highlight des ganzen stellt Bom Jesus do Monte dar. Die Himmelstreppe zu Jesus. Da wir für uns in der Altstadt fertig waren nahmen wir einen Uber und ließen uns dorthin fahren. Jetzt war er da, der Wau Effekt. Die Anlage erinnerte uns an einen gigantischen asiatischen Berg Tempel halt nur mit dem katholischen Hintergrund. Wir besichtigten die Anlage und genossen den Ausblick.
Als Technik begeisterter Mann interessierte mich natürlich auch die, mit Wasserkraft betriebene Bahn, mit der man hier hoch und runter fahren konnte.
Als wir dann die Kirche betraten blieb uns beinahe die Spucke weg. Im Laufe unserer Reise hatten wir ja schon einige Kathedralen und Kirchen besichtigt aber das hier war eine Nummer für sich. Das Altarbild war plastisch und gigantisch, anders kann man dies nicht ausdrücken.
Wir schlenderten draußen noch ein bisschen herum und machten uns dann an den Abstieg über die Himmelsleiter, hoch waren wir ja im Uber gefahren 😁
Als wir unten waren holten wir uns wieder einen Uber und ließen uns zurück auf den Campingplatz fahren. Mit dem Fahrer unterhielt ich mich während der Fahrt vorzüglich und erfuhr dass hier in Portugal viele Brasilianer lebten. Ein leckeres Abendessen und ein Film beendeten diesen schönen Tag. Verblüfft wahr ich darüber, wie sich Wahrnehmungen ändern können 😏 gestern hatte ich mich noch über den Lärm aufgeregt und heute machte es mir absolut nichts mehr aus.
Tag 45
Da heute Sonntag war und es den ganzen Tag leicht vor sich hin nieselte beschlossen wir einen Faul und Lese Tag einzulegen. Bevor ich diesen umsetzte beschloss ich noch nach unserer Bord Elektrik zu schauen. Schon seit einigen Wochen hatten wir einen Wackelkontakt in unserem System, zwar nicht so dass wir nicht mit der Bord Elektrik arbeiten konnten aber es nervte doch ein bisschen. Des weiteren wollte ich gleich das von mir ersetzte Ladegerät wieder ausbauen, da das alte Ladegerät über das Handy gesteuert werden konnte.
Also die Elektrik Klappe auf und erst mal alles raus.
Da ich den Wackelkontakt in den von mir verbauten Solarstecker vermutete, wurden diese kurzer Hand alle abgezwickt, die Kabel verlötet und mit Lusterklemmen verbunden. Anschließend baute ich das neue Ladegerät aus, ließ aber die Verkabelung die ich optimiert hatte drin, schloss an diese Kabel das alte Ladegerät wieder an und schon war alles erledigt.
Kurzer Funktionstest und alles funktionierte wie gewünscht. Kein Wackler mehr, das alte Ladegerät, richtig angeschlossen, funktionierte hervorragend und ließ sich auch per App steuern. Also Mission complet 😎
So jetzt konnte ich auch beruhigt den Faulenzer Tag genießen.
Tag 46
Sodele, unser erstes Ziel für heute war das Boulder Haus. Dies war ein Haus das zwischen zwei großen Felsblöcken reingebaut und intrigiert wurde. Das sah auf den Bildern witzig aus und man konnte dies besichtigen. Rein in den Otto, runter vom Platz und schon waren wir wieder on the road. Die Strecke war nicht allzu weit und wir kamen gut voran. Ein paar Kilometer vor unserem Ziel ging es wieder in höhere Regionen, die Landschaft war traumhaft. Dann so ca. 3 Kilometer vor dem Ziel mussten wir scharf rechts abbiegen und die Straße wurde ziemlich steil und vor allem war sie nicht mehr befestigt. Gott sei Dank hatte ich das Ziel nicht ausgesucht sondern Ela. Ela hasst solche Streckenabschnitte.
No fear war die Devise und ich knallte Otto nach oben und verpasste ihm mit meinen durchdrehenden Reifen im Dreck eine ordentliche Patina 😎
Am Grundstück des Hauses mussten wir feststellen dass der Zugang verschlossen und auch keine Menschen Seele weit und breit zu finden war. Von etwas Entfernung konnten wir das Boulder Haus jedoch sehen und bewundern. Geniale Lage und toller Bau. Die nahen Windräder gaben uns zu dieser Traumkulisse noch die entsprechende Musikkulisse. Das direkt daneben stehend gab wirklich seltsame Geräusche von sich.
Nachdem wir den Ausblick eine Zeit lang genossen hatten machten wir uns wieder auf die Bergabfahrt. Ging wesentlich besser als Berg auf 😆
Nachdem wir wieder auf einer Teerstraße waren ging es kurvig und hügelig weiter. Dabei überquerten wir auch nochmals den Duoro.
Da der Hauptteil der Strecke von insgesamt fast 160 Kilometer Landstraße, eigentlich erst jetzt zu fahren waren kamen wir gegen Nachmittag an meinem Ziel des heutigen Tages an.
Na ja fast beinahe. Das Ziel war die Brücke 516 Arouca, eines der längsten Fußgängerhängebrücken der Welt. Bei den Bildern im Internet ging ich eigentlich davon aus dass hier ein großer Parkplatz sein musste, auf dem wir Übernachten konnten. Pustekuchen hier war mal gar nichts. Die Brücke konnten wir zwar von einiger Entfernung sehen und wir fuhren auch an das andere Ende der Brücke, jedoch konnten wir keinen direkten großen Parkplatz finden.
Da wir beide jetzt eigentlich genug vom fahren hatten suchten wir uns in der näheren Umgebung einen Übernachtungsplatz. Wir wurden in Arouca fündig und fuhren die 11 Kilometer dorthin. Wieder ein kostenloser Gemeindestellplatz. Dort übernachteten wir und wollten Morgen die Sache mit der Brücke nochmals in Ruhe angehen.
Tag 47
Die heutigen Ziele waren zu einem die Brücke und zum anderen ein See mit einem Ablaufkrater, der auf Bildern toll ausgesehen hatte. Da der See wieder über 100 Landstraßen Kilometer entfernt lag standen wir früh auf und beschäftigten uns zuerst mal ausführlich mit der Brückenbegehung. Ja manchmal schadet eine Vorabinformation wirklich nicht. Zu einem erfuhren wir auf der Webseite dass man nur online Karten kaufen konnte und zum anderen dass es sowas wie einen großen Parkplatz eigentlich nicht gab. Es gab an verschiedenen Stellen kleinere Parkplätze und man musste den Rest, immer so knappe 2 Kilometer einfach, zu Fuß dorthin laufen, seltsam.
Also kaufte ich für mich eine Karte und anschließend fuhren wir in die Ortschaft von der aus man zur Brücke gelangen konnte. Wir stellten Otto ab und machten uns, zu Fuß, auf den gut ausgeschilderten Weg. Sowohl die Ortschaft als auch der Weg waren wunderschön.
Im Wald noch um eine letzte Kurve und schon standen wir an der 516 Arouca. Welch ein Anblick und welch eine Hängebrücke.
Da wir etwas früh dran waren, ich hatte die 11:00 Uhr Tour gebucht, schlenderten wir ein bisschen herum und machten Bilder. Pünktlich ging dann die Tour los und unser Guide erzählte uns ein paar Dinge über die Brücke und was man nicht tun durfte, wenn man sich auf der Brücke befindet. Dann ging es los und ich verabschiedete mich nochmals von Ela, man weiß ja nie 😌
Schon die ersten Schritte darauf waren einfach nur genial. Die Brücke wackelte leicht im Wind und man hatte zu den Seiten und nach unten einen tollen Blick. Also das war wirklich nichts für Leute mit Höhen Angst. Die Brücke war 516 Meter lang und an der höchsten Stelle war man 175 Meter über dem Fluss.
Auf der anderen Seite angekommen gab uns der Guide noch ein paar Infos zur Erstehung der Brücke und anschließend ging es wieder zurück. Mittlerweile weiß ich auch warum es hier keine großen Parkplätze gab. Auf die Brücke durften pro Führung nur 70 Personen drauf und die Brücke war anlässlich eines Geologie Gipfels gebaut worden. Das Ziel hier war nie eine großartige kommerzielle Verwendung der Brücke.
Beim zurück laufen machte ich noch ein paar Bilder und kam dann völlig Happy wieder bei Ela an.
Wir machten uns auf den Rückweg zu Otto und ich entdeckte noch ein paar schöne Fotomotive.
Da wir ja noch ein paar Kilometer fahren mussten machten wir uns auf den Weg. Die Straße führte immer weiter in die Berge rein und plötzlich kamen wir in die Gegend, in der vor zwei Monaten die großen Waldbrände waren. Unglaublich welch ein großes Gebiet dort gebrannt hatte.
Die Landschaft war auf der ganzen Strecke einfach faszinierend und um jede Ecke rum gab es was zu sehen. So 15 Kilometer vor unserem heutigen Ziel, einem Stellplatz in Sabugueiro, ging es dann mal ordentlich steil über lange Zeit nach oben. Was wir ein bisschen übersehen hatten war, dass der See fast mitten in der Serra da Estrela, einem Naturschutzgebiet mit den höchsten Gipfeln von Portugal, lag. Wir wollten heute in Sabugueiro übernachten und uns dann morgen den See anschauen.
Schon beim aussteigen war es Zapfen kalt und es blies ein starker Wind. Da es uns schon ein bisschen frisch vorkam schauten wir mal auf die Wetter App und stellten zu unserem erstaunen fest, dass es mittlerweile nur noch 2 Grad hatte und es über Nacht auf -3 Grad noch runter gehen sollte. Wir heizten Otto mal richtig ein und verbrachten eine etwas unruhige Nacht da die Windböen unseren Otto kräftig durchschüttelten.
Tag 48
Da wir unruhig geschlafen hatten wachten wir auch morgens schon sehr früh auf. Die Uhr zeigte 05:30, Otto wackelte und bei der ersten Morgen Zigarette war es erbärmlich kalt. Wir schauten uns an und schon war es klar. Scheiß auf den See und ab in die Wärme. Blitzartig war alles zusammen geräumt und noch in der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg. In Porto hatten wir ja einen Mann aus Deutschland kennen gelernt, der uns einen Campingplatz etwas nördlich von Nazare empfohlen hatte. Dort fuhren wir hin, mit fast 200 Kilometern einer der längsten Etappen der letzten Tage.
Als wir dort ankamen wurden wir sehr freundlich von einer Dame empfangen und kurze Zeit später standen wir auf dem Platz. Nach einem Mittagsschläfchen genossen wir die Sonne und ich machte mich daran einen neuen Türgummi, den wir als Ersatzteil dabei hatten, in die Tür unseres Campingaufbaus einzubauen. Der kalte Wind gestern Nacht hatte deutlich die Schwachstellen unseres Ottos aufgezeigt. An manchen Stellen hatte es ziemlich stark reingezogen und da wir ja in die Wüste von Marokko wollen, wo es Nachts auch kalt werden kann, war es an der Zeit diese Schwachstellen auszumerzen. Des weiteren muss ich auch noch an der Verlegung der Heizungsrohre arbeiten.
Ela kochte uns ein lecker Abendessen und mit zwei Filmen beendeten wir unseren Kältefluchttag.
Tag 49
Diesen Tag verbrachten wir auch dem Campingplatz mit gepflegtem Nichtstun 😎
Tag 50
Langsam aber sicher wollten wir unsere Portugal Rundreise beenden und uns auf den Weg in Richtung Genua und Algeciras machen, um von dort dann nach Marokko überzusetzen. Zunächst liebäugelten wir mit einer direkten Route gleich in Richtung Spanien aber dann wurde beschlossen dass wir doch noch einmal zu Mikkis Place to stay fahren. Wir hatten dort begonnen und wollten hier auch wieder enden.
Geplant waren die fast 400 Kilometer Fahrstrecke auf zwei Etappen zu machen aber da wir gut voran kamen, fuhren wir einfach durch. Gegen 17:00 Uhr standen wir auf dem Platz und dieser hatte sich, gegenüber unserem letzten Aufenthalt hier, mittlerweile stark gefüllt. Wir bekamen noch einen Stellplatz und buchten gleich mal für 4 Nächte.
Tag 51 - 53
Diese drei Tage nutzen wir um die Heizungsrohre von Otto, unser Bett und die Isolierung zu optimieren. Des weiteren wollte ich nochmals in die Radwerkstatt da die Schaltung meines Bikes nicht mehr richtig funktionierte. Entweder mein Sturz oder die Lagerung im Kofferraum von Otto hatten irgendwas verbogen.
Wir begannen mit den Heizungsrohren. Da ich sowieso den Übergang vom Kofferraum zur Wohnkabine isolieren wollte, baute ich mal Flugs die Heizungsrohre, die unser Vorgänger dort verbaut hatte, wieder aus. Ich wollte diese benutzen um einen Warmluft Ausgang, der sich direkt unter unserem Bett befand, weiter nach vorne zu verlegen. Kein Problem und eine Stunde später war dies erledigt.
Anschließend machten wir uns an die Bett Optimierung. Wir hatten uns ja entschieden unser Bett im Sitzbereich einzurichten und den Alkoven als Stauraum zu benutzen. Dazu hatten wir uns vor einiger Zeit bei Ikea diese Matratzen Auflage gekauft und angepasst.. Schon seit geraumer Zeit war mir dies zu hart und es war einfach schade, dass im Alkoven die gute Matratze nur als Unterlage für das Gepäck diente.
Auch diese Arbeit war in kürzester Zeit erledigt und die Schlafqualität war jetzt um ein Vielfaches besser. Aus diesem Umbau hatten wir auch noch Schaumstoff zur Verfügung, den ich gleich zur Isolierung des Übergangs vom Kofferraum zur Wohnkabine verwendete.
Am Montag hatte ich dann den Termin im Radladen und ich mache es hier jetzt kurz, nach insgesamt 5 Stunden basteln und ausprobieren funktionierte mein Rad wieder wie neu.
Auf Mikkis Place to stay lernten wir dann auch noch Moni und Peter aus Schwäbisch Gmünd kennen. Diese waren auch lange umhergereist und hatten sich, jetzt hier bei Mikkis, mal einen Fixpunkt eingerichtet, der wunderschön war. Die beiden waren sehr nett und wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen.
Tag 54
Es war Zeit von Mikki's Place Abschied zu nehmen. So machten wir Otto Start klar, verabschiedeten uns von Moni und Peter und los ging die Weiterreise. Bis kurz vor der spanischen Grenze blieben wir unserem Motto Landstraße treu und fuhren dann auf die Autobahn in Richtung Sevilla. Nach einer Rast, mit kurzem Mittagsschläfchen, schauten wir auf park4night nach einem Übernachtungsplatz und wurden in Coria del Rio fündig.
Wir passten unsere Fahrtstrecke so an dass wir an einem Supermarkt vorbei kamen, kauften noch ein, um anschließend den letzten Rest zum Stellplatz zu fahren. Dieser war wunderbar an einem Fluss gelegen.
Da es hier herrlich warm war genossen wir die Sonne und gegen später stieß noch ein Pärchen aus Augsburg zu uns auf den Platz. Während unsere Frauen lecker Abendesse kochten unterhielt ich mich mit dem Mann sehr gut.
Unser Resümee über Portugal
Portugal ist ein wunderschönes Land das auf relativ kleinem Raum sehr viel zu bieten hat. Von hohen Bergen, tiefe Schluchten, herrlicher Natur, tollen Städten, traumhaften Stränden und einer wirklich beeindruckenden Steilküste ist alles vorhanden. Portugal ist wesentlich grüner als Spanien und vor allem auch sauberer. Dreck an Straßenrändern und in der Natur sind nicht sehr häufig anzutreffen. Die Portugiesen sind ein sehr freundliches Volk und eher ruhiger Natur, nicht so aufgeregt und hektisch wie die Spanier. Leider ist die portugiesische Sprache für uns so ziemlich unverständlich und wir konnten also mal so gar nichts irgendwie ableiten. Uns hat Portugal besser gefallen als Spanien.