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Slowenien 2025 Teil 4, vom Bohinj See bis zum Schluss

Tag 11



Auf nach Bovec – oder wenn der Plan plötzlich Urlaub macht

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Soca, diesem türkisgrünen Traum von Fluss, der in fast jedem Slowenien-Bildband prangt. Also alles wie gehabt. Otto wurde reisefertig gemacht, der Stellplatz bezahlt und die Route grob gecheckt. Ab nach Bovec, wo schon der nächste Wohnmobilstellplatz auf uns warten sollte.

Was sollte da schon schiefgehen?
Tja… das mit dem Plan und der Realität – zwei verschiedene Welten.

Noch ahnten wir nichts. Doch schon bald zeigte sich, dass das Soca-Paradies holpriger wurde als gedacht.

Zunächst war alles tutto bene. Auf herrlichen Landstraßen ging es kurvig dahin, munter auf und ab wie in einer Achterbahn der Alpenidylle. Das Panorama war zum Niederknien schön – grüne Hänge, schroffe Gipfel, kleine Dörfer mit roten Dächern und immer wieder dieser Blick, der nach „Postkartenmotiv“ schrie.

Klar, dass wir nicht einfach durchrauschen konnten. Immer wieder hielten wir an, um ein paar Fotos zu schießen und die Landschaft in uns aufzusaugen. Noch war alles bestens.





Da wir entlang des Triglav Nationalparks unterwegs waren – und der Triglav immerhin der höchste Berg Sloweniens ist – wurde schnell klar, dass wir uns in einem echten Outdoor-Mekka befanden. Im Winter rauschen hier die Skifahrer talwärts, jetzt im Sommer gleiten die Gleitschirmflieger fast lautlos durch die Luft.

Unsere Route schlängelte sich an stillstehenden Skiliften, grünen Pisten und mehreren Landeplätzen vorbei, auf denen bunte Schirme wie große Schmetterlinge zur Erde schwebten.




Kurz vor Bovec war es dann endlich so weit: Wir erhaschten den ersten Blick auf die Soca. Und ja – die Farbe war wirklich so, wie man sie von all den Bildern kennt – türkisblau, glasklar, einfach ein Traum.




In Bovec angekommen, füllten wir erst einmal unsere Vorräte im Supermarkt auf. Praktischerweise lag der geplante Stellplatz direkt daneben. Allerdings stellte sich schnell Ernüchterung ein. Die Parkbuchten waren gerade groß genug für Otto, aber sonst hatte der Platz null Charme. Kein Blick, kein Flair, einfach nur Asphalt und Enge. Nein danke.

Also zückten wir wieder Park4Night. Ein Campingplatz in der Nähe klang vielversprechend, also hin. Tja – Mittagspause. Und zwar nicht kurz, sondern gleich mehrere Stunden. Warten? Nicht unser Ding. Ich lief noch zu einem anderen Platz gleich nebenan. Auch keine Chance – komplett ausgebucht.

Langsam reichte es. Der Frustpegel stieg. Also setzten wir uns hin, machten ein kurzes Brainstorming – und entschieden: Wir hatten die Soca gesehen, das war schön… aber wir fahren weiter. Manchmal ist das eben die beste Lösung.

Ein Blick auf Google Maps, unserem bevorzugten Navigationsmittel, zeigte, dass der schnellste Weg ins Drautal, unserem nächsten Ziel in Slowenien, einmal um den Triglav Nationalpark herumführte. Damit war klar, dass wir heute noch Slowenien verlassen würden, wenn auch nur für kurze Zeit.

Wir verließen also kurzzeitig Slowenien und übernachteten sozusagen in Italien. Das große Länderhopping war im vollen Gange – zwei Länder an einem Tag, fast ohne es zu merken. Europäisches Reisen kann so unkompliziert sein. 


Die Entschädigung für den eher enttäuschenden Soca-Stopp war eindeutig die Strecke, die wir fuhren – einfach grandios. Kurvige Straßen, saftig grüne Täler, schroffe Berghänge und immer wieder Ausblicke, bei denen man am liebsten anhalten und staunen möchte. Manchmal ist der Weg wirklich das Ziel.








Dann erreichten wir unseren angepeilten Stellplatz, den Area Camper Fusine. Und der war genau so, wie wir es uns gewünscht hatten – mitten in der Natur, umgeben von Ruhe und mit einer Aussicht, die glatt als Postkartenmotiv durchgeht. Tagesziel erreicht, Zufriedenheit auf ganzer Linie.





Tag 12

Die Nacht hier oben, umgeben von majestätischen Bergen und gefühlt mitten im Nirgendwo Italiens, war wunderbar ruhig und erholsam. Am Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein und die Gipfel leuchteten im schönsten Licht – fast zu schön, um weiterzufahren. Doch da unser nächstes Ziel das Drautal war und die Route dorthin wieder über einige Landesgrenzen führte, packten wir früh zusammen und machten uns zeitig auf den Weg.





Frau Google wollte uns ursprünglich über den Wurzenpass nach Österreich lotsen – doch der war für unseren Otto leider tabu, gesperrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Also fiel die Wahl auf den Loiblpass. Dafür mussten wir zunächst wieder zurück nach Slowenien, was schon keine zehn Minuten nach unserer Abfahrt erledigt war. Danach führte uns die Strecke quer durchs Land, bevor es an den Anstieg zum Loiblpass ging. Oben angekommen, überquerten wir schließlich die Grenze nach Österreich – das nächste Kapitel konnte beginnen.




Die Abfahrt vom Loiblpass hatte es in sich – Ottos Bremsen kamen ordentlich ins Schwitzen. Bei einer kurzen Raucherpause stieg tatsächlich eine kleine Rauchwolke von den Rädern auf – das nenn ich Teamarbeit! Nachdem sich alles wieder etwas abgekühlt hatte, ging es flott weiter über die Landstraßen Österreichs. Einige Zeit später passierten wir bei Libeliče, einem richtig charmanten kleinen Grenzübergang, erneut die Grenze – zurück nach Slowenien. Länderhopping mal anders!


Kurz darauf erreichten wir unseren anvisierten Stellplatz, den Camper Stop Tribaj. Eingebettet in die idyllische Landschaft direkt an der Drau und – Jackpot – wir waren die einzigen Gäste. Das versprach Natur pur, absolute Ruhe und das sanfte Plätschern des Flusses als Einschlafmelodie. Genau so hatten wir uns das vorgestellt.




Tag 13


Am nächsten Morgen, gut erholt, setzten wir unsere Reise entlang der Drau in Richtung Ungarn fort. Ein festes Ziel hatten wir nicht ins Auge gefasst – wir wollten einfach schauen, wie weit wir kommen und ob sich nicht noch ein charmantes Plätzchen am Wasser finden lässt.

Die Strecke durch das Drautal war landschaftlich ein echter Genuss. Die Drau, mit ihrem ruhigen, breiten Flusslauf, schlängelte sich in sanften Bögen durch das grüne Tal. Oft fuhr man direkt am Ufer entlang, manchmal leicht erhöht mit fantastischem Blick auf das glitzernde Wasser. Ein richtig gut ausgebauter Radweg begleitete die Straße über die gesamte Zeit.




Das Tal selbst wirkte unglaublich fruchtbar – endlose Felder mit Getreide, Mais, Hopfen und sogar Weinreben säumten den Weg. Immer wieder tauchten kleine, gepflegte Dörfer auf, oft mit einer markanten Kirche in der Mitte. Man hatte das Gefühl, dass hier alles noch im Einklang mit der Natur lief.




Natürlich legten wir hin und wieder eine Pause ein – nicht nur für eine Zigarette, sondern auch um ein paar Fotos zu schießen oder einfach kurz innezuhalten und die friedliche Stimmung zu genießen.

Bei Maribor verließen wir dann endgültig das Drautal. Unsere Route bog ab und führte uns – ganz ohne Umschweife – direkt nach Ungarn. Der Grenzübertritt selbst war… sagen wir mal: unspektakulär bis überraschend. Kein großes Schild, keine Kontrolle, kein Hinweisschild à la „Jetzt wird’s ungarisch“ – einfach nur ein kleines Schild am Straßenrand, das beinahe im Vorbeifahren übersehen worden wäre.

So unscheinbar, dass ich sogar bremsen und ein Stück zurücksetzen musste, damit Ela noch schnell ein Beweisfoto für unseren Reiseblog schießen konnte. Grenzübertritt mal anders – ohne Pomp, aber dafür mit Lächeln.



Da der Grenzübertritt nach Ungarn so plötzlich kam, nutzten wir die nächste Gelegenheit für einen Zwischenstopp. Erst mal Klarheit schaffen: Wie läuft das hier mit der Maut? Wie bezahlt man überhaupt? Und wo bekommt man eine SIM-Karte her? – Fragen über Fragen. Zum Glück hatten wir unseren treuen Reisebegleiter Google dabei, der uns, wie so oft, zuverlässig zur Seite stand.

Die Lösung: Alles in der nächsten größeren Stadt – Lenti. Also nix wie hin! Dort angekommen parkten wir Otto und arbeiteten unsere To-do-Liste ab. Erst Forint besorgen – der Geldautomat war schnell gefunden, und unsere Geldbörse damit wieder international einsatzbereit. Direkt daneben entdeckten wir einen T-Mobile Shop, in dem uns ein freundlicher junger Mitarbeiter mit zwei SIM-Karten und unbegrenztem Datenvolumen für 30 Tage versorgte – Internet-Entzugserscheinungen erfolgreich abgewendet!

Da wir nun auch erfahren hatten, dass in Ungarn sämtliche Autobahnen und Schnellstraßen mautpflichtig sind, beschlossen wir, es für heute gut sein zu lassen. Lenti hatte praktischerweise auch einen Wohnmobilstellplatz – perfekt für die Nacht. Also fuhren wir dorthin, ließen den Tag entspannt ausklingen und freuten uns über einen gelungenen Ungarn-Start.