Tag 4
Nach einer ausführlichen Einführung durch den Guide begann die Tour zunächst in einem trockenen Abschnitt der Höhle. Der Höhlenfluss, der die unterirdische Landschaft geformt hat, war an diesem Punkt bereits tiefer in den Karst vorgedrungen – seinem natürlichen Lauf folgend, verborgen im Inneren des Berges. Auch diese entfernteren, wassergeformten Passagen sollten später noch erreicht werden.
Križna Jama beeindruckte dabei nicht durch opulenten Tropfsteinschmuck, wie man ihn aus anderen Schauhöhlen kennt. Stattdessen offenbarte sie eine rohe, ursprüngliche Schönheit. Die Wände wirkten wild und unverfälscht, geformt durch Jahrtausende langsamer Erosion. Gerade diese schlichte Natürlichkeit verlieh der Höhle ihren besonderen Charakter – ein Ort, der nicht inszeniert, sondern in seiner reinen Form erhalten geblieben ist.
Schließlich war es so weit: Der Weg führte tiefer in das Innere der Höhle, bis der erste wasserführende Abschnitt erreicht wurde. An einer markanten Stelle ließ sich gut erkennen, wie der unterirdische Fluss seinen geheimnisvollen Weg weiter ins Dunkel fortsetzte – ein faszinierender Moment, der die Dynamik dieses natürlichen Systems sichtbar machte.
Nur wenig später öffnete sich der Raum zum ersten Höhlensee – still, dunkelgrün und von einer fast magischen Atmosphäre umgeben. Dort wartete bereits das Schlauchboot, mit dem dieser Abschnitt der Tour fortgesetzt wurde.
Lautlos glitt das Boot über das spiegelglatte Wasser, nur begleitet vom leisen Tropfen der Höhlendecke und dem fahlen Licht der Stirnlampen. Ein unvergessliches Erlebnis tief im Herzen des Karstes.
Nach der stillen Fahrt über den unterirdischen See kehrte das Schlauchboot an genau jene Stelle zurück, an der es wenig zuvor zu Wasser gelassen worden war. Von dort aus ging es zu Fuß denselben Weg zurück durch die beeindruckenden Gänge der Höhle. Doch das Ende der Tour war damit noch nicht erreicht – im Gegenteil: Ein weiteres Highlight wartete.
Der sogenannte Bärengang bildete den Abschluss der Führung. Dieser Abschnitt der Höhle verdankt seinen Namen den zahlreichen Funden fossiler Knochen des Höhlenbären (Ursus spelaeus), die hier in bemerkenswerter Dichte entdeckt wurden. Versteinerte Schädel, Knochenfragmente und ganze Skelette erzählen von einer Zeit, in der diese mächtigen Tiere die Höhlen als Rückzugsort nutzten – vor rund 50.000 bis 30.000 Jahren. Eine faszinierende Spur in die prähistorische Vergangenheit der Region.
Auch im Bärengang lenkte der Guide den Blick immer wieder auf Details, die im Halbdunkel leicht übersehen worden wären. Den in den Fels eingewachsenen Schädel nebst Zahn eines Bären hätten wir mit Sicherheit übersehen, genauso wie den von Bären blankpolierten Felsen. Zwischen Fels und Sediment lagen zahllose versteinerte Knochen – stille Zeugen längst vergangener Zeitalter. Dazwischen beeindruckten feine Sinterformationen, die sich über Jahrhunderte hinweg durch das stetige Tropfen von Wasser gebildet hatten.
Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit einem winzigen, weißen Höhlenbewohner – perfekt angepasst an die ewige Dunkelheit dieser Welt.
Das immense Fachwissen des Guides, gepaart mit seiner ruhigen, aufmerksamen Art, machte die Führung zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Die Zeit verging wie im Flug, und der Rückweg durch die Höhle war von einem tiefen Eindruck getragen – von Respekt für diese stille, kraftvolle Welt unter der Erde.
Nach rund zwei Stunden endete die Tour wieder am Höhleneingang. Die Ausrüstung – Gummistiefel und Lampen – wurde zurückgegeben, begleitet von einem herzlichen Abschied durch den Guide. Zurück blieb das Gefühl, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben.
Diese Tour durch die Križna Jama war kein klassisches Touristenspektakel, sondern ein eindrucksvolles Naturerlebnis mit Tiefe und Authentizität. Wer sich für Geologie, Naturgeschichte und stille Wunder unter der Erde begeistern kann, sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Am Park-and-Ride-Platz Dolgi Most angekommen, zeigte sich schnell: Ein Naturidyll war dieser Stellplatz nicht gerade. Eingeklemmt zwischen einer vielbefahrenen Straße auf der einen Seite und einer Bahnlinie auf der anderen, war Ruhe hier eher relativ. Doch nach über anderthalb Jahren Reiseerfahrung war derartige Umgebung längst kein Hindernis mehr – eher eine kleine Randnotiz.
Was zählte, war die hervorragende Anbindung ins Stadtzentrum von Ljubljana: Unkompliziert, schnell und perfekt für alle, die die Hauptstadt bequem entdecken möchten – ohne sich um innerstädtische Parkmöglichkeiten sorgen zu müssen.
Trotz der vermeintlich lauten Umgebung erwies sich der Stellplatz in der Nacht als überraschend ruhig. Der Schlaf war tief und erholsam – eine wohltuende Pause nach den vergangenen intensiven Tagen.
Der Vormittag verlief entspannt: Zeit zum Lesen, Schreiben und Nachklingen lassen. Gegen Mittag trafen schließlich Thommy und sein Begleiter ein. Die Wiedersehensfreude war groß – ein ganzes Jahr hatte man sich nicht mehr gesehen, und entsprechend viel gab es zu erzählen.
Nach rund eineinhalb Stunden mussten die beiden ihre Weiterreise in Richtung Deutschland fortsetzen. Zurück blieb ein gutes Gefühl – und ein weiterer schöner Moment auf dieser langen Reise.
Der restliche Tag blieb ruhig. Kein Programm, kein Sightseeing – einfach nichts tun. Die vielen Eindrücke der letzten Tage – mit den drei Höhlen und der imposanten Burg Predjama – wollten erst einmal verarbeitet werden.
Für den kommenden Tag stand dann ein Besuch in Ljubljana auf dem Plan. Die slowenische Hauptstadt wurde im Vorfeld oft als besonders charmant und sehenswert beschrieben – Grund genug, ihr nun selbst auf den Grund zu gehen.
Tag 6
Ein eindrucksvoller, abwechslungsreicher Tag ging zu Ende – mit vielen Gesichtern einer Stadt, die stilvoll zwischen Geschichte, Kreativität und Natur vermittelt. Ljubljana: klein, charmant, liebenswert – und definitiv einen Besuch wert.