Tag 1
Da wir jetzt völlig entspannt waren schliefen wir vorzüglich und das erste was passierte, war ein Gespräch mit Volker. Er kam kurz bei uns am Hanomag vorbei und machte mir den Vorschlag dass wir über die Saison hierbleiben und ich so zwei bis drei Touren in der Woche fahren könnte. Damit hatten wir eigentlich so gar nicht gerechnet und wir müssen das für uns erst noch entscheiden und besprechen.
Zunächst stand erstmal die heutige Tour auf dem Programm. Diese sollte uns, unter anderem zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft führen, das früher einmal ein Militärisches Sperrgebiet war. Wir waren schon sehr gespannt.
Nachdem alle Gäste eingetroffen waren ging es los. Eine Gruppe, die zum Glück, ihren eigenen Hanomag hatten, waren ziemlich gewöhnungsbedürftig. Familie Flotter lässt grüßen. Ela saß im zweiten Hanomag zusammen mit einem älteren Pärchen und einer Frau und ich wechselte zwischen den Fahrzeugen durch.
Die Anfahrt zum Nationalpark war 35 Kilometer lang und dauerte fast eine dreiviertel Stunde. Wir fuhren so dahin und genossen die Fahrt durch die herrliche Insel Rügen.
Am Nationalpark angekommen wurden wir von Dieter, dem Nationalpark Guide und ehemaligen Fregatten Kapitän der Volksarmee, in Empfang genommen. Das Eingangstor zum Park wurde speziell für diese Tour geöffnet und schon ging es dort hinein.
Die Fahrspur wurde immer enger und verwucherter, bis wir unseren ersten Haltepunkt erreichten. Dort stiegen wir aus und begaben uns auf die Reise durch das ehemalige Sperrgebiet und jetzt Nationalpark.
Es war wahnsinnig Interessant, diesem alten Haudegen, der das Gelände noch aus seiner Militär Zeit kannte, zuzuhören. Da wir in Gebiete vordrangen die seit über 50 Jahre von keiner Menschenhand mehr berührt wurde, aus dem Park darf nichts herausgeholt oder hineingebracht werden, fanden wir einen deutschen Urwald vor der sich die ehemaligen militärischen Anlagen einfach wieder zurück geholt hatte. Dieter konnte natürlich spannende Geschichten erzählen und Ela und ich hingen an seinen Lippen. Die Mückenplage war jedoch enorm und wir bekamen den einen oder anderen Stich von ihnen ab. Das war es allemal Wert.
Über zwei Stunden dauerte die Führung und es wurde keine Sekunde langweilig.
Frisch gestärkt ging es dann noch zu einer Kreideverladebrücke, die nur noch als Aussichtspunkt genutzt wird, am Galgenberg vorbei wo früher die Leute gehängt wurden und anschließend noch zu einem Großsteingrab. Alles sehr nett aber keine weiteren Highlights mehr. Mir persönlich gefiel die Tour zu den Kreidefelsen besser aber auf jeden Fall war diese Tour auch hoch interessant.
Da wir relativ spät von der Tour zurück kamen tranken wir mit Volker noch was, aßen noch etwas zu Abend und schon war wieder ein Tag vorbei.
Tag 2
Sonntag gleich Ruhetag, so war der Plan. Bei Ela ging das gut bei mir halt wieder mal nicht, aber das war einfach meiner Ungeduld geschuldet.
Nach einem herzhaften Frühstück nahm ich mir mal das Getriebe vor. Dabei plagte ich mal, so leid mir es auch tat, den Detlef Stamer aus Mölln. Wie mach ich das Getriebe auf, tausend Fragen und als alles, zu meiner Zufriedenheit, gefragt war machte ich mich ans schrauben. Einen weiteren Deckel im Führerhaus aufgeschraubt, den kannte ich noch gar nicht und schon hatte ich, nachdem ich 6 Schrauben gelöst hatte, war der Getriebedeckel unten und ich sah ins Getriebe. Ich drehte die Zahnräder, alles ohne Probleme und Reibungslos.
Also wieder Detlef angerufen, Bericht erstattet und die Aufgabe bekommen das Getriebeöl abzulassen, what a fuck ohne Grube aber auch das bewerkstelligt. Dann das Öl gesiebt und geschaut ob Metallspäne drin sind, negativ.
Dann rief ich nochmals Detlef an, ich ging dem, glaube ich schon ganz schön auf den Sack, und gefragt ob er mir nicht doch ein Ersatzgetriebe hätte, was er leider verneinte und mir mittteilte dass er ab Mittwoch in den Urlaub fährt und absolut nichts mehr für mich machen könnte. Scheißendreck aber auch. So baute ich alles wieder zusammen und dann kam mir die Blitzidee.
Ich wusste dass Volker, bei dem wir gerade waren, noch drei Getriebe und zwei Verteilergetriebe bei Detlef hatte die nur darauf warteten abgeholt zu werden. Flugs ging ich zu Volker und sagte ihm dass Detlef schon am Mittwoch in den Urlaub fahren würde und es eigentlich gerne hätte, das die Getriebe abgeholt werden. Mein Plan ging auf :-) Nach einem Telefonat zwischen Volker und Detlef, hatte ich den Deal dass Ela und ich morgen zu Detlef nach Mölln fahren, die Sachen abholen und ich dafür ein gerichtetes Getriebe im Tausch bekomme. Das war geil!
Zack wieder ein erfolgreicher Tag vollbracht.
Tag 3
Mölln Reisetag. Frühstück und mit einem kleinen Transporter von Volker ab nach Mölln. Alles lief bestens und wir kamen gut voran. Bei Detlef in Mölln angekommen, immerhin einfach 276 Kilometer Fahrtstrecke, sprachen wir erst noch einmal über mein Getriebe und die Geräusche. Er dachte eine Weile nach und dann konnte er sich erinnern dies in der Art schon ein paar Mal gehabt zu haben. Alles dreht einwandfrei, keine Metallspäne und das komische Geräusch beim zurück schalten von dem 4. auf den 3. Gang. Schuld daran war eine Distanzscheibe zwischen den Zahnrädern genau dieser Gänge. Diese brach erst zur Hälfte, wie bei mir und dann irgendwann ganz, was ein kapitaler Getriebeschaden wäre. Da ich ja jetzt ein neues Getriebe bekomme, war mir das jetzt reichlich Pups ;-)
Wir verluden die Teile, verabschiedeten uns und fuhren zurück nach Rügen.
Nach ein paar Bierchen fielen wir dann auch relativ schnell ins Bett und schliefen.
Tag 4
Fast Ruhetag mit allem was dazu gehört außer dass ich mit Thomas, dem Schrauber von Detlef, noch die Getriebe in die Werkstatt brachte und versorgte und wir noch diverse Öle in der Stadt kauften. Ansonsten tatsächlich mal Ruhetag.
Tag 5
Ja heute war sie, meine Premiere als Hanomag Guide auf Rügen. Vormittags verbummelten Ela und ich so die Zeit da erst um 13:00 Uhr Abfahrt für die Tour war. Um 12:15 war ich bei Volker und seinen Hanomags und machte mich mit meinem Fahrzeug vertraut. Zu Einem gab es zwei Trittleitern, die bei jeden Ein- und Aussteigen an die Fahrzeug Türen, für die Kunden hingestellt werden mussten, diese hatten eine bestimmte Arretierung und ich wollte da nicht blöd dastehen und zum Anderen waren machen Bedienelemente hier anders als bei meinem Hanomag.
Kurz vor 13:00 Uhr gab es dann noch ein kurzes Briefing und wir fuhren mit 6 Hanomags zum Treffpunkt mit den Kunden. Es waren 10 Kilometer zu fahren und die reichten mir völlig um das neue Geschoss :-) zu beherrschen. Die Bremsen, die Kupplung eigentlich so ziemlich alles ist bei diesen Fahrzeugen immer unterschiedlich und ich wollte ja ein guter Fahrer für meine Kunden sein.
Pünktlich trafen wir an der Unterkunft ein. Dies war ein Hotel auch mit Wohnungen und unsere Gäste, Servicetechniker für Offshore Windkraftanlagen, wohnen immer zwei Wochen dort, während sie arbeiten. Anschließend haben sie dann zwei Wochen frei und sind wieder zuhause. Heute war der Tag wo beide Schichten des Monats zusammen was unternahmen, nämlich die Tour mit uns.
Wir nahmen unsere Kunden an Bord und los ging die Fahrt. Da es sich um die Jasmund Tour handelte war mir der Weg zwar nicht vertraut aber ich hatte einigermaßen die Checkung. Zuerst fuhren wir die Strecke zum Hotel wieder zurück, an der Hanomag Tour Basis vorbei und hinein in den National Park. Da jedes Fahrzeug von uns auch Bier an Bord hatte und die Leutchen einen mächtigen Durst, herrschte bei mir im Fahrzeug eigentlich schon nach ein paar Minuten Party Stimmung, ich liebe es. Wir sprachen unterwegs über ihren Job und unsere Geschichte, sehr cool.
So verging der Tag mit allen Haltepunkten der Jasmund Tour, die Teilnehmer wechselten sich in den Fahrzeugen ab, ich hatte verschiedene Beifahrer und alles lief absolut Spitze, ich fühlte mich sehr wohl in meinem mir vertrauten Element, dem Event.
Als wir zurück am Hotel ankamen wurde ich von meiner, jetzt doch ziemlich alkoholisierten Truppe, mit Handschlag und Umarmung verabschiedet und wir fuhren zurück zur Homebase. Noch die Fahrzeuge ausladen, sprich Leergut entsorgen :-) und dann war Feierabend mit einem Feierabend Bier.
Die absolute Feierabend Show hatten wir dann noch mit einem Fuchs der eigentlich jeden Tag kommt und mit Katzenfutter verwöhnt wird. Diesmal kam er sehr früh, er hatte wohl Hunger, und war extrem zutraulich, wenn man sich langsam bewegte machte er keine Anstalten sich beim fressen stören zu lassen.
Tag 6
Schraubertag oder was für ein Scheiß ist es das Hanomag Getriebe zu wechseln. Als Glücksbringer hatte ich mir extra mein Wolf Sweety angezogen und hoffte das es auch wirklich Glück bringt :-)
Morgens kurz nach 09:00 Uhr kam Thomas, der Schrauber von Volker. Zusammen fuhren wir anschließend hoch in die Werkstatt die Volker extra für die Wartung seiner Hanomags angemietet hat und mit Thomas zusammen betreibt. Die Lagercontainer hatte ich ja schon gesehen, ein ziemliches Chaos, aber die Werkstatt übertraf dies bei weitem. Hui, ich bin ja auch nicht ordentlich aber diese Werkstatt war wirklich ein Saustall vom feinsten. Egal, Thomas musste sich darin zurecht finden und letztendlich darin arbeiten und unseren Hanomag wieder zum laufen bringen. Zu seinem Schutz muss man sagen dass er hier völlig alleine arbeiten muss und das bei all den Fahrzeugen und Dingen die er repariert.
Also begannen wir zu schrauben und ich unterstützte Thomas so gut ich konnte. Er gab mir Anweisungen und ich befolgte sie eben. Zwischendurch in den Pausen erzählte er mir Anekdoten von seinem Arbeitsleben hier und wir rauchten zusammen eine Zigarette. Wir arbeiteten so dahin und irgendwann war dann das alte Getriebe draußen. Mit all den Schrauben, die es zu öffnen galt an den unmöglichsten Stellen, nicht immer eine leichte Arbeit. Zum Glück hatten wir eine Grube und konnten zu mindestens stehend das Getriebe ausbauen.
Irgendwie hatte ich das Gefühl dass der Ausbau schneller von statten ging als der Einbau, wobei eigentlich jetzt nichts wirklich schlimmes passierte. Vermutlich lag es daran dass ich noch das gesamte Fahrzeug abschmierte und auch noch so das eine und andere, was mir auffiel, beseitigte. Na ja was solls, wir arbeiteten so dahin und gegen 16:30 Uhr war es dann soweit, ich konnte den Motor starten und aus der Halle fahren.
Das schrauben an diesen alten Fahrzeugen ist wirklich nicht ohne und ich kann nachvollziehen dass dieser Job mit den Jahren oder wenn man schon in den Jahren ist, verdammt anstrengend sein kann. Nichts für Tussis :-)
Dementsprechend war dann auch das Ende des Tages relativ schnell eingeläutet und ich fiel ziemlich groggy ins Bett.
Tag 7
Nachdem ja das Hanole wieder fahrbereit war, machten wir morgens zuerst eine kleine Testfahrt nach Sassnitz. Wir mussten noch etwas einkaufen, tanken und zur Bank. Wieder auf dem Campground von Volker angekommen, verabschiedeten wir uns von allen, hängten den Hänger dran und los ging die Fahrt. Der Plan sah folgendermaßen aus: Wir fahren mal in Richtung Hamburg, wenn der Hanomag sich gut anhört und vernünftig läuft, biegen wir rechts ab und fahren in Richtung Dänemark, wenn der Hanomag sich schlecht anhört und wir uns immer noch unsicher sind biegen wir links ab und fahren in Richtung Gruibingen. Diesmal hatten wir uns dazu entschieden auf der Autobahn zu fahren da hier oben ja alles ziemlich flach ist und wir eigentlich nur wenig den Verkehr stören.
So verließen wir Rügen das zweite Mal über die tolle Brücke und fuhren auf der Autobahn in Richtung Hamburg.
Ja unser Hanole machte sich prächtig und kurz vor Lübeck entschieden wir uns nach Dänemark hoch zu fahren. Um Lübeck herum trennen sich die Autobahnen in Richtung Hamburg und Richtung Flensburg so daß wir hier eine Entscheidung treffen mussten, wir trafen sie.
Auf der Autobahn kamen wir zügig voran und fuhren heute mal ganz locker 300 Kilometer bis kurz vor Flensburg, wo wir auf einem Autohof, der ziemlich auf Trucker eingestellt war, ein Plätzchen zum schlafen fanden. Wir stellten unser Fahrzeug ab und gingen ins Restaurant wo es herzhaftes Essen zu einem guten Preis gab.
Anschließend schrieb ich noch ein bißchen Tagebuch, Ela las und dann war es Zeit für den Gute Nacht Kuss.
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