Anreise
Alles wieder bestens trotz mehrfachem Tuk Tuk und Bus Wechsel. Nach 5 Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel Phnom Phem. Die Landschaft in Kambodscha ist, jetzt in der trockenen Jahreszeit, mit einer Steppe wie zum Beispiel in Ungarn zu vergleichen. Das Land ist, hier in der Region, ziemlich flach und man freut sich wenn ab und zu ein paar bewaldete Hügel zu sehen sind.
Das coolste auf der ganzen Fahrt waren zwei englische Mädels. Als wir in Battambang in den Bus stiegen saßen die schon drin, hatten Schlafmasken auf und schliefen. Nichts besonderes. Dann kam der erste Stopp unseres Busses zum tanken, nach so einer Stunde Fahrt. Die zwei stiegen sogar kurz mit aus und wieder nichts besonderes.Dann kam nach der zweite Stopp, jetzt für eine kleine Mittagspause zum essen und plötzlich sprach mich eines der Mädels an ob denn dies nicht der Bus nach Battambang sei. Hui, als ich den zwei Mädels erklärte daß wir gerade nach Phnom Phem fuhren und Battambang so ungefähr fast 2 Stunden hinter uns lag, flossen Tränen. Aber ich wäre ja nicht ich wenn wir keine Lösung finden würden. Sofort zum Busfahrer, der gerade beim essen war, und versucht ihm die Situation zu schildern. Der natürlich kein Englisch und ausgerechnet hier hatte ich keinen Handyempfang für den Übersetzer. Gott sei Dank hatten wir einen Einheimischen Mitfahrer, der englisch sprach. Also die Lage erklärt und jetzt kam halt wieder das, was bei uns in Deutschland vermutlich absolut nicht möglich wäre. Ein paar Telefonate später die Mitteilung, dass uns irgendwo auf der Strecke der Gegen Bus entgegen kommen musste. Die Erleichterung stand den Mädels im Gesicht geschrieben.
Als wir weiter fuhren merkte ich schon dass der Busfahrer nicht mehr das Tempo fuhr wie zu beginn und immer mal wieder telefonierte und auf den Gegenverkehr schaute. Lange Rede kurzer Sinn, mitten auf der vierspurigen Autobahn wurde angehalten und die zwei Mädels in den anderen Bus verfrachtet. Wie cool!
In Phnom Phem angekommen begann für uns wieder die muntere Frage, wie bei jeder Ankunft, was hatten wir gebucht??? Wieder ein Glücksgriff, Petra eine Holländerin und ihre Unterkunft, sehr freundlich und schnuckelig.
Zum Abendessen gingen wir diesmal in ein türkisches Restaurant, das vorzüglich war.
1. TagDa wir in Phnom Phen nur einen Tag hatten uns etwas anzuschauen, morgen geht es endlich wieder auf eine Trauminsel und ans Meer, entschieden wir, uns mit dem Genozid hier in Kambodscha zu beschäftigen. Dazu gab es hier zwei Möglichkeiten, das Genozid Museum im ehemaligen Straflager 21 und etwas außerhalb der Stadt, die Killing Fields. Da die zwei Dinge zusammen gehören nahmen wir uns beide vor.
Petra, die Inhaberin unserer Unterkunft, stellte uns ihren Angestellten Tom Tom und ihr Tuk Tuk zur Verfügung und so knatterten wir nach einem sehr leckeren Frühstück los.
Zunächst fuhren wir am Stinki Kanal entlang. Keine feine Angelegenheit denn hier handelt es sich um einen offenen Abwasserkanal und ihr könnt euch sicher vorstellen, oder auch nicht, welche Gerüche hier wabern.
Zum Glück bogen wir alsbald ab und die Belästigung nahm ein Ende. Nach relativ kurzer Fahrt erreichten wir das Genozid Museum. Wir waren von mehrfacher Seite her gewarnt worden das es hier schrecklich sei aber wir dachten schlimmer als das Kriegsmuseum in Vietnam konnte es nicht werden.
Bevor ich jetzt hier schreibe was wir erlebt und gesehen haben, kurz eine Erklärung wie es eigentlich dazu kommen konnte. Diese ist ziemlich Oberflächlich aber wer Interesse hat kann sich mit dem Thema ausführlich beschäftigen.
Eigentlich hat der Genozid, mehr oder weniger, seinen Ursprung im Vietnam Krieg. Vietnam bat Kambodscha um Hilfe für seinen Krieg mit den USA. Pol Pot, meiner Meinung nach ein komplett Wahnsinniger, rekrutierte Soldaten für die Unterstützung, in der Mehrzahl Jugendliche um die 17 Jahre alt. Diese kämpften in Vietnam und übernahmen auch schleichend immer mehr die Kontrolle in Kambodscha indem sie dort Polizeiposten und andere strategisch wichtige Dinge angriffen. Was ihm auch zu Gute kam war, dass die USA hier in Kambodscha, an der Grenze zu Vietnam, mehr Bomben abwarfen als im gesamten zweiten Weltkrieg zusammen. Sie wollten ja den Ho-Chi-Ming Pfad zerstören, der teilweise auch durch Kambodscha und Laos führte. Die Landbewohner flüchteten damals alle in Richtung Phnom Phen. Letztendlich gelang es ihnen die Macht in Kambodscha zu ergreifen. Haben wir so in der Art noch immer auf der Welt. Das fatale hier jedoch war, dass Pol Pot einen neuen ursprünglichen kommunistischen Bauernstaat haben wollte. Alles was lesen konnte, studiert hatte, eine Brille trug, gepflegte Hände hatte oder ihm sonst nicht passte wurde in so ein Straflager gebracht, gefoltert und letztendlich sobald man ein Geständnis erzwungen hatte, in den Killing Fields getötet. Soviel zur Kurzfassung der Geschichte.
Das Straflager S-21 war vor der Zweckentfremdung eine Schule gewesen. Die vierzehn Särge gleich im Eingangsbereich sind die letzten Überreste, anders kann man dies nicht nennen von, bei der Befreiung vorgefundenen total verstümmelten Toten. Die Bilder, wie sie vorgefunden wurden, sind im Block A zu sehen. Nichts für schwache Nerven.
Ich will jetzt hier nicht zu ausführlich werden da weder ein Bild noch Text das Wiederspiegeln kann was man fühlt wenn man hier selbst steht und die Dinge sieht. Wir hatten einen sehr guten, deutschen Audioführer und kämpften uns von Station zu Station. Anders kann man dies wohl nicht nennen.
Der Abschluß unserer Tour war emotional sehr hart und sowohl ich als auch Ela mussten weinen. Einer der letzten Überlebenden dieses Horrors hier, dem sein ganzer Lebensinhalt jetzt nur noch ist, Menschen davor zu warnen diese Dinge, nie wieder passieren zu lassen, saß am Ausgang und verkaufte Bücher seiner Geschichte und der Geschichte der roten Khmer. Wir kauften ein Buch um diese Sache zu unterstützen und als er es uns signierte war es um uns geschehen.
Danach gingen wir wieder nach draußen, tranken etwas, beruhigten uns und wurden pünktlich von Tom Tom abgeholt um zu den Killing Fields zu fahren.
Unsere schweren Gedanken wurden prompt unterbrochen als ich ein klingeln, rechts unten an unserem Gefährt vernahm und Tom Tom auch gleich darauf stoppte. Die Diagnose Plattfuß rechts. Um die Felge nicht zu zerstören stiegen Ela und ich aus und Tom Tom fuhr ein wenig in die Ortschaft um eine Werkstatt zu finden. Schon nach kurzer Laufzeit fanden wir ihn und die Reparatur war schon im Gange.
Der Besitzer der Werkstatt fuhr los und organisierte einen passenden Reifen nebst Schlauch und nach ca. einer halben Stunde war die Sache erledigt. Weiter ging es zu den Killing Fields. Dort angekommen hatten wir schon wieder ein mulmiges Gefühl in der Magengegend jedoch gehören diese zu S21 dazu und sind Teil der Geschichte.
Wieder hatten wir ein deutsches Audio System das uns die Gräueltaten die hier geschahen erklärten und veranschaulichten. Ich mache es auch hier wieder kurz. Alle die nicht schon in S21 zu Tode kamen wurden Nachts und heimlich von S21 zu den Killing Fields verbracht. Dort waren schon Löcher gegraben und die Henker warteten bereits auf ihre Opfer, ließen diese an die Löcher hinknien und erschlugen sie mit Äxten und Stangen. Zusätzlich wurden ihnen noch die Kehlen durchgeschnitten. Kleinkinder wurden an den Füßen gepackt und mit dem Kopf solange an einen Baum geschlagen bis sie Tot waren. Dazu lief laute Musik sodass außerhalb von den Killing Fields niemand mitbekommen sollte was hier geschah. Die Personen wurden auch erschlagen um durch Schüsse keinen Verdacht zu erregen und um Munition zu sparen. Am Anfang waren es pro Fuhre so 10 Personen, später als es mehr wurden und nicht alle in der Nacht hingerichtet werden konnten, wurden diese bis zu Ihrer Hinrichtung, in der nächsten Nacht, in ein Schall isoliertes Haus eingesperrt. Über die Hingerichteten wurde noch eine Chemikalie geschüttet, erstens um den Geruch zu überdecken und zweitens, falls doch noch einer Leben sollte, diesen zu töten.
Einfach alles unvorstellbar.
Ich erspare euch hier die richtig heftigen Bilder und die Beschreibung was hier gleich nach dem Fall der Roten Khmer vorgefunden wurde. Fakt ist dass auch heute noch die Wächter der Gedenkstätte und der Erinnerung, nach starken Regenfällen Zähne, Knochen und Kleidung finden und diese sorgfältig als Mahnmal aufbewahren. In dem Turm sind tausende Totenschädel aufbewahrt sortiert nach Alter des getöteten und Art und Weise der Tötung. Da wir jetzt genug von Tot hatten verließen wir die Gedenkstätte schon relativ nach kurzer Zeit wieder und fuhren mit unserem Fahrer wieder zurück zum Hotel.
Dort ruhten wir uns erst mal ein bißchen aus und eigentlich war nichts mehr geplant. Irgendwie kam mir aber unser Gespräch mit zwei Engländern in den Sinn die uns von der Sonnenuntergangs Schiffstour auf dem Mekong erzählt hatten. Kurzerhand überzeugte ich Ela und schon wieder musste Tom Tom herhalten und uns zur Ablege Stelle des Schiffes zu fahren.
Gerade noch rechtzeitig kamen wir an und gingen an Bord. Schon legte das Schiff ab und wir genossen 1,5 Stunden eine geruhsame Tour. Leider war es ziemlich stark bewölkt sodass der Sonnenuntergang mit der Skyline von Phnom Pheng nicht so richtig zur Geltung kam. War trotzdem ein sehr schöner Ausflug, der uns auch die nicht so angenehmen Teile des heutigen Tages ein wenig vergessen ließen.
Punktlichts war Tom Tom, nach der Tour wieder zur Stelle und brachte uns zurück in die Unterkunft.
Dort genossen wir noch ein paar holländische Leckereien von Petra und dann war wieder mal ein Tag zu Ende.
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