Tag 31
Nach einer wunderbaren Nacht schauten wir dass wir relativ schnell und früh vom Campingplatz weg kamen, da wir heute fast 260 Kilometer zu fahren hatten. Das fahren in Marokko ist zwar relativ entspannt aber mit den vielen Geschwindigkeits Beschränkungen, den Polizeikontrollen und Pausen brauchen wir für diese Strecke so um die 5 Stunden.
So fuhren wir durch das wunderschöne Tal, hier war es sehr grün und uns schien dass in diesem Tal sehr viel Obst und Gemüse angebaut wurde denn wir sahen hier zum ersten mal in Marokko große Gewächshäuser. Linksseitig waren die hohen Berge des Atlas Gebirge zu sehen.
Kurz vor Taliouine führte dann die Straße immer höher Berg aufwärts. Als wir in Taliouine ankamen waren wir etwas überrascht denn wir sahen eine Blitzsaubere Stadt, also für Marokkanische Verhältnisse, mit einer großen und guten Durchgangsstraße. Wir googelten kurz und bekamen die Information dass hier das Hauptanbaugebiet von Marokko für Safran war. Wer die Preise für Safran kennt versteht jetzt warum diese Stadt so einen wohlhabenden Eindruck machte. Wir überlegten kurz ob wir hier einen Nacht verbringen wollten, entschieden uns aber dagegen.
Nach Taliouine ging es noch ein Stück Berg an und wir hatten dann die Hochfläche erreicht, so um die 1600 Meter, auf der sich auch die Stadt Ouarzazate befand. Bis dorthin waren es noch 157 Kilometer. Wir kamen in die Stadt Taznakht und von dort ging es auf einer kleineren Straße dann vollends bis nach Ouarzazate. Die Straße war landschaftlich sehr cool und schlängelte sich durch die Berge. Zum Teil hatten wir hier auch Wasser Durchfahrten und es ging rauf und wieder runter.
Wir erreichten Ouarzazate und gingen in den dortigen Carrefour Supermarkt einkaufen. Carrefour war der einzige Supermarkt in Marokko der nicht in marokkanischer Hand ist. Seither waren wir noch in keinem und so waren wir sehr gespannt. Der Hammer, es gab sogar Wurst vom Schwein und alkoholische Getränke zu kaufen. Wir deckten uns reichlich ein.
Nach unserem Einkauf fuhren wir auf den städtischen Campingplatz, plauderten mit unseren Nachbarn, ein sehr nettes Ehepaar aus Ditzingen mit ihrem Sohn und als Abendessen gab es ein wunderbares Steak mit leckerem Salat. Da hier mal wieder ein relativ vernünftiges Wlan zur Verfügung stand, schauten wir im Anschluss noch einen Netflix Film. In der Zwischenzeit hatten uns Ollo und Nico ein Bild geschickt. Sie waren irgendwo in der Westsahara unterwegs und Ihnen ging es gut.
Tag 32
Wir liefen durch die enge Gassen und um uns rum waren jede Menge Touristen. Nun wir hatten zwar mit Menschen gerechnet aber dies hier war schon enorm. Das Thema Drehort und Filme war hier natürlich sehr präsent und viele Händler versuchten ihre Waren, sprich Touri Krims Krams an den Mann oder Frau zu bringen. Zum Glück waren sie nicht aufdringlich und nervten nicht.
So liefen wir durch den Ksar immer weiter nach oben in Richtung Gipfel und von jeder Stufe die wir erklommen, hatte man eine andere, noch bessere Aussicht.
Es sollte sich bewahrheiten, auf unserer Fahrt zum nächsten Drehort, den wir besichtigen wollten, regnete es stellenweise ziemlich heftig und wir waren froh im Auto sitzen zu dürfen. Das nächste Ziel war ein Nachbau einer amerikanischen Tankstelle die für den Film "The Hills have eyes" aufgebaut worden war. Wir lasen dass dies ein Kultfilm sein sollte aber wir kannten ihn nicht. An der Tankstelle angekommen war dies schon ein skurriler Anblick.
Da die Besichtigung jetzt kein so ein Highlight war fasse ich mich kurz. Wir liefen durch das oft matschige Gelände, es war nasskalt und der Führer erklärte was an den einzelnen Sets so gedreht worden war. Was mich am meisten beeindruckte waren die Kulissen. Hinten ein Gebilde aus Stangen und Brettern und von vorne dann die Filmkulisse.
Da es uns beiden eigentlich Sau kalt war, waren wir froh dass die Führung nach einer Stunde zu Ende ging. Wir hielten noch einmal kurz am Supermarkt an und machten uns dann auf den Weg zu unserem heutigen Etappenziel, Tinghir. Wir hatten 190 Kilometer zu fahren aber die Straße war gut ausgebaut und somit bestand keine Herausforderung. Tinghir war der Beginn der Todra Schlucht, die wir unbedingt sehen wollten. Bei Park4night fanden wir einen kleinen gemütlichen Campingplatz und checkten dort ein.
Ich muss zugeben dass ich schon gleich nach dem aufstehen etwas nervös war und man mir das auch anmerkte. Ich konnte immer noch nicht einschätzen ob unser Plan, über den Hohen Atlas rüber nach Beni Mellal zu fahren, eine gute Idee war. Auch die Aussage vom Besitzer des Platzes "wenn Allah es will, dann kommen wir hin" war jetzt auch nicht ganz so Hilfreich. Ich denke wenn es eine andere Strecke gegeben und die nicht einen Riesen Umweg bedeutet hätte, wären wir vermutlich anders gefahren. Ich besprach mich mit Ela und wir beschlossen wir fahren soweit wie möglich und wenn nichts mehr geht drehen wir um.
Die Schlucht verengte sich immer mehr und dann waren wir am Ort unserer Begierde, der absolute Hammer.
Als wir um eine Kurve fuhren erblickten wir eine große Staumauer und weiter oben hatten wir einen herrlichen Blick auf den Stausee und auf Schnee bedeckte Berge.
Da es bis hierher zu fahren kein Problem war und wir also wussten wenn wir umdrehen mussten, kommen wir auf jeden Fall wieder runter fuhren wir munter weiter. Die Straße war relativ gut zu befahren, man musste halt nur auf Schlaglöcher aufpassen und wenn es wieder etwas Piste wurde, langsam fahren. Das änderte sich dann schlagartig als wir zum ersten Dorf kamen und das sollte sich dann bei jedem Dorf wiederholen mal schlimmer mal weniger schlimm. Die Dorf Durchfahrten waren alle absolut vermatscht, es galt enge Kehren zu meistern und dazwischen tümmelten sich dann die Bewohner. Bei manchen Abfahrten die gerade noch so gingen war mir klar dass wir diese, mit unseren Sommerreifen, niemals mehr hoch kommen würden.
Na mit dieser Erkenntnis gab es kein zurück mehr, nur noch vorwärts. Bis jetzt waren wir ja noch nicht einmal an der Schneefall Grenze angekommen, dies sollte sich aber im Laufe der Fahrzeit ändern.
Nach einer weiteren Ortschaft kam plötzlich eine Schneeschranke, die offen war und anschließend nahm die Steigung der Straße rapide zu. Teilweise drehten die Räder etwas durch, da Schneematsch auf der Straße lag und einige viele Serpentinen später hatten wir es geschafft, wir waren an der höchsten Stelle des Passes angekommen. Wir hielten an und ich dachte oh Scheiße, mir war absolut nicht bewusst gewesen dass wir ausgerechnet die Strecke mit dem höchsten Pass, hier über den hohen Atlas, gewählt hatten. Auf dem Schild konnten wir lesen 2645 Meter und um uns rum nur Schnee.
Da die Straßen geräumt waren und wir ja am höchsten Punkt angekommen waren entspannte ich mich ein bisschen. Leider sollte es sich herausstellen dass ich mich zu früh gefreut hatte. Wir fuhren munter weiter, kamen an einem herrlichen See vorbei und es war eigentlich alles gut zu fahren, bis wir tiefer kamen.
Als wir den Himmel und die dunklen Wolken sahen, wurde uns bewusst dass wir jetzt erst auf der Wetterseite angekommen waren. Die Wolken kamen über den Atlantik und blieben hier natürlich hängen. Es musste kurz vorher hier geschneit haben denn die Piste war stellenweise vereist, mit Schneematsch bedeckt und in den Ortschaften war jetzt richtig Chaos. Da uns keine der Ortschaften so richtig, für eine Übernachtung, ansprach und auch alles im Matsch versank gab es auch hier wieder nur einen Weg, weiter. Die nächste Stunde fuhr ich unter Hochspannung und versuchte unseren Otto nicht den Abhang hinunter zu jagen.
Zum Glück kamen wir immer tiefer und irgendwann war dann auch dieser Streckenabschnitt erledigt. Jetzt war es ein Genuss zu fahren denn die Straße war um Welten besser als auf der anderen Seite und so kamen wir zügig voran. An einer Stelle wo wir geschickt halten konnten machten wir erst mal Pause und merkten dass wir heute noch nichts gegessen hatten. So gab es erst mal ein ordentliches Frühstück und anschließen bestaunten wir die Patina von Otto, er sah jetzt optisch schon ein bisschen nach Geländewagen aus. Sogar im Innern hatten wir Dreckspritzer abbekommen.
Nach unserem Frühstück und nach der Anspannung war ich eigentlich richtig faul aber es erwartete uns die nächste Überraschung des heutigen Tages. Ich bemerkte dass ich vor lauter Hohen Atlas Überquerung ganz vergessen hatte einen Stellplatz für heute Nacht rauszusuchen. Da wir endlich wieder Internet hatten ging ich auf Park4night und traute meinen Augen nicht zu trauen, es gab schlichtweg in der näheren Umgebung nichts, aber auch gar nichts. Das nächste was ich fand war ein Parkplatz neben einem Marjane Supermarkt in Beni-Mellal, also auch kein Übernachtungshighlight und nochmals über 60 Kilometer zu fahren. Leider hatten wir keine Wahl und mussten dies in Kauf nehmen. Zum Glück wurde uns die weitere Fahrt durch ein paar wunderschöne Aussichten versüßt.
Als wir dann endlich, nach mehr als 8 Stunden Fahrt, dort ankamen waren wir beide paniert. Wir aßen noch eine Kleinigkeit und der Sylvester Abend endete um 20:00 Uhr im Bett. Was für ein Tag.
Die Brücke ging über einen Fluss der in einen engen Canyon floss. Wir konnten ja nicht ahnen dass wir kurze Zeit später am höchsten Punkt dieses Canyons stehen würden. Ein Auto, dass die Brücke befuhr, bestätigte uns dass sie hielt 😎 und so fuhren wir auch darüber.
Gleich nach der Brücke führte die Straße steil Berg an und schon kurze Zeit später standen wir am höchsten Punkt. Wir mussten natürlich gleich wieder anhalten, was für eine Schlucht!
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