Freitag, 27. Dezember 2024

Marokko 2024, Teil 7 wieder in den Hohen Atlas

Tag 31


Nach einer wunderbaren Nacht schauten wir dass wir relativ schnell und früh vom Campingplatz weg kamen, da wir heute fast 260 Kilometer zu fahren hatten. Das fahren in Marokko ist zwar relativ entspannt aber mit den vielen Geschwindigkeits Beschränkungen, den Polizeikontrollen und Pausen brauchen wir für diese Strecke so um die 5 Stunden.

So fuhren wir durch das wunderschöne Tal, hier war es sehr grün und uns schien dass in diesem Tal sehr viel Obst und Gemüse angebaut wurde denn wir sahen hier zum ersten mal in Marokko große Gewächshäuser. Linksseitig waren die hohen Berge des Atlas Gebirge zu sehen.

Kurz vor Taliouine führte dann die Straße immer höher Berg aufwärts. Als wir in Taliouine ankamen waren wir etwas überrascht denn wir sahen eine Blitzsaubere Stadt, also für Marokkanische Verhältnisse, mit einer großen und guten Durchgangsstraße. Wir googelten kurz und bekamen die Information dass hier das Hauptanbaugebiet von Marokko für Safran war. Wer die Preise für Safran kennt versteht jetzt warum diese Stadt so einen wohlhabenden Eindruck machte. Wir überlegten kurz ob wir hier einen Nacht verbringen wollten, entschieden uns aber dagegen.

Nach Taliouine ging es noch ein Stück Berg an und wir hatten dann die Hochfläche erreicht, so um die 1600 Meter, auf der sich auch die Stadt Ouarzazate befand. Bis dorthin waren es noch 157 Kilometer. Wir kamen in die Stadt Taznakht und von dort ging es auf einer kleineren Straße dann vollends bis nach Ouarzazate. Die Straße war landschaftlich sehr cool und schlängelte sich durch die Berge. Zum Teil hatten wir hier auch Wasser Durchfahrten und es ging rauf und wieder runter.







Wir erreichten Ouarzazate und gingen in den dortigen Carrefour Supermarkt einkaufen. Carrefour war der einzige Supermarkt in Marokko der nicht in marokkanischer Hand ist. Seither waren wir noch in keinem und so waren wir sehr gespannt. Der Hammer, es gab sogar Wurst vom Schwein und alkoholische Getränke zu kaufen. Wir deckten uns reichlich ein.

Nach unserem Einkauf fuhren wir auf den städtischen Campingplatz, plauderten mit unseren Nachbarn, ein sehr nettes Ehepaar aus Ditzingen mit ihrem Sohn und als Abendessen gab es ein wunderbares Steak mit leckerem Salat. Da hier mal wieder ein relativ vernünftiges Wlan zur Verfügung stand, schauten wir im Anschluss noch einen Netflix Film. In der Zwischenzeit hatten uns Ollo und Nico ein Bild geschickt. Sie waren irgendwo in der Westsahara unterwegs und Ihnen ging es gut.


Tag 32



Ouarzazate wird auch das Hollywood Marokkos genannte und eigentlich waren wir wegen dieser Tatsache auch hierher gefahren. Hier wurden und werden unzählige Filme gedreht, Marokkanische, Französische und natürlich auch Amerikanische. Bekannt sind zum Beispiel Filme wie Gladiator, James Bond, Indiana Jones, Games of Throns, Asterix und Obelix und noch viele weitere. 

Unser erstes Ziel war der Ksar Ait Ben Haddou, eine alte Ksar aus Stampflehm die gleichzeitig Filmkulisse und UNESCO Weltkulturerbe ist. Schon als wir dort eintrafen war klar, wir waren nicht alleine. Der Ksar Ait Ben Haddou ist weithin bekannt und unzählige Tagestouristen kamen sogar vom nicht ganz so nahem Marrakesch hierher. In Ait Ben Haddou, dem Dorf, fanden wir einen Parkplatz und liefen zum Ksar, der schon vom weiten Klasse aussah.




Wir liefen durch die enge Gassen und um uns rum waren jede Menge Touristen. Nun wir hatten zwar mit Menschen gerechnet aber dies hier war schon enorm. Das Thema Drehort und Filme war hier natürlich sehr präsent und viele Händler versuchten ihre Waren, sprich Touri Krims Krams an den Mann oder Frau zu bringen. Zum Glück waren sie nicht aufdringlich und nervten nicht.








So liefen wir durch den Ksar immer weiter nach oben in Richtung Gipfel und von jeder Stufe die wir erklommen, hatte man eine andere, noch bessere Aussicht.









Es ließ sich nicht vermeiden dass wir ab und zu den Führern der Reisegruppen lauschten und so erfuhren wir dass zum Beispiel Denzel Washington zu Gladiator II hier mit dem Hubschrauber zum Set eingeflogen worden war, wo die Schauspieler am liebsten wohnten wenn sie hier drehten und so weiter. Als wir dann ganz oben angekommen waren genossen wir das herrliche Panorama und da die Anzahl der Touristen immer größer wurde, machten wir uns auf den Rückweg.






Wir gingen wieder abwärts, machten noch ein paar Bilder und tranken, an einer schönen ruhigen Stelle, gemütlich einen Saft. Anschließend liefen wir zum Ottole und schauten dass wir aus dem Getümmel kamen.










Etwas außerhalb gab es einen Aussichtspunkt von dem man ganz toll den Ksar Ait Ben Haddou in seiner ganzen Pracht bewundern konnte. So hielten wir hier kurz an und beim Foto machen stellten wir fest dass wir gerade noch rechtzeitig gegangen waren. Die schwarze Regenwolke sah mal richtig bedrohlich aus.



Es sollte sich bewahrheiten, auf unserer Fahrt zum nächsten Drehort, den wir besichtigen wollten, regnete es stellenweise ziemlich heftig und wir waren froh im Auto sitzen zu dürfen. Das nächste Ziel war ein Nachbau einer amerikanischen Tankstelle die für den Film "The Hills have eyes" aufgebaut worden war. Wir lasen dass dies ein Kultfilm sein sollte aber wir kannten ihn nicht. An der Tankstelle angekommen war dies schon ein skurriler Anblick.






Wir liefen herum und machten Bilder von dieser Szenerie.













Danach ging es zurück in Richtung Campingplatz und mit leckeren Spaghetti Bolognese endete dieser erlebnisreiche Tag. 

Tag 33


Nachdem wir unsere Übernachtung bezahlt hatten fuhren wir zunächst unser erstes Ziel für heute an. Wir wollten die Atlas Filmstudio besuchen, wenn schon Hollywood dann richtig. Gestern waren wir schon daran vorbei gefahren hatten aber keinen Bock mehr gehabt und da die Studios nicht weit außerhalb von Ouarzazate lagen, stellte der Besuch kein großes Hindernis für unsere Weiterreise dar. Wir fuhren auf den matschigen Parkplatz, kauften unsere Tickets und schon ging die Führung los. Die Filmsets durften nur mit Führer betreten werden.



Da die Besichtigung jetzt kein so ein Highlight war fasse ich mich kurz. Wir liefen durch das oft matschige Gelände, es war nasskalt und der Führer erklärte was an den einzelnen Sets so gedreht worden war. Was mich am meisten beeindruckte waren die Kulissen. Hinten ein Gebilde aus Stangen und Brettern und von vorne dann die Filmkulisse.
























Da es uns beiden eigentlich Sau kalt war, waren wir froh dass die Führung nach einer Stunde zu Ende ging. Wir hielten noch einmal kurz am Supermarkt an und machten uns dann auf den Weg zu unserem heutigen Etappenziel, Tinghir. Wir hatten 190 Kilometer zu fahren aber die Straße war gut ausgebaut und somit bestand keine Herausforderung. Tinghir war der Beginn der Todra Schlucht, die wir unbedingt sehen wollten. Bei Park4night fanden wir einen kleinen gemütlichen Campingplatz und checkten dort ein.

Da wir morgen über den Hohen Atlas, nach Beni-Mellal, fahren wollten und es die letzten Tage dort oben viel geschneit hatte, fragte ich jeden Neuankömmling auf dem Campingplatz woher sie kamen und ob man über den Hohen Atlas fahren konnte. Die Aussagen waren unterschiedlichster Art und leider war keiner unsere Strecke gefahren, sondern waren über den Pass bei Ouarzazate gekommen. Dort war zumindest gestern, Schnee mäßig, Land unter gewesen. So war ich genauso schlau wir vorher. Die Strecke die wir rausgesucht hatten war die kürzeste Verbindung in Richtung Marrakesch, eines unserer nächsten Ziele. Da wir nur Sommerreifen drauf hatten machte ich mir schon meine Gedanken.

Tag 34


Ich muss zugeben dass ich schon gleich nach dem aufstehen etwas nervös war und man mir das auch anmerkte. Ich konnte immer noch nicht einschätzen ob unser Plan, über den Hohen Atlas rüber nach Beni Mellal zu fahren, eine gute Idee war. Auch die Aussage vom Besitzer des Platzes "wenn Allah es will, dann kommen wir hin" war jetzt auch nicht ganz so Hilfreich. Ich denke wenn es eine andere Strecke gegeben und die nicht einen Riesen Umweg bedeutet hätte, wären wir vermutlich anders gefahren. Ich besprach mich mit Ela und wir beschlossen wir fahren soweit wie möglich und wenn nichts mehr geht drehen wir um.

Also ging es los und das erste Ziel war die Todra Schlucht die kurz hinter Tinghir begann. Schon die Anfahrt war landschaftlich Klasse und es waren schon jede Menge Touristenbusse unterwegs. Die Engstelle der Todra war weithin als Touristenhighlight bekannt.







Die Schlucht verengte sich immer mehr und dann waren wir am Ort unserer Begierde, der absolute Hammer. 









Es war zwar schon einiges los aber wir waren noch früh genug angekommen so dass wir halten und dieses Naturschauspiel genießen konnten. Das taten wir ausgiebig und nachdem wir genug hatten fuhren wir weiter, es waren ja noch weit über 260 Kilometer zu meistern wobei wir immer noch nicht wussten ob wir es schaffen würden. Nachdem wir durch das Getümmel auf der Straße durchwaren wurde es einsam um uns herum, bedeutet außer uns waren nicht mehr viel, stellenweise überhaupt keine, Fahrzeuge mehr unterwegs. Die Strecke wechselte zwischen, na ja Straße und Piste und es galt vielen Schlaglöchern auszuweichen. Dabei ging es stetig Berg an.






Als wir um eine Kurve fuhren erblickten wir eine große Staumauer und weiter oben hatten wir einen herrlichen Blick auf den Stausee und auf Schnee bedeckte Berge.





Da es bis hierher zu fahren kein Problem war und wir also wussten wenn wir umdrehen mussten, kommen wir auf jeden Fall wieder runter fuhren wir munter weiter. Die Straße war relativ gut zu befahren, man musste halt nur auf Schlaglöcher aufpassen und wenn es wieder etwas Piste wurde, langsam fahren. Das änderte sich dann schlagartig als wir zum ersten Dorf kamen und das sollte sich dann bei jedem Dorf wiederholen mal schlimmer mal weniger schlimm. Die Dorf Durchfahrten waren alle absolut vermatscht, es galt enge Kehren zu meistern und dazwischen tümmelten sich dann die Bewohner. Bei manchen Abfahrten die gerade noch so gingen war mir klar dass wir diese, mit unseren Sommerreifen, niemals mehr hoch kommen würden.





Na mit dieser Erkenntnis gab es kein zurück mehr, nur noch vorwärts. Bis jetzt waren wir ja noch nicht einmal an der Schneefall Grenze angekommen, dies sollte sich aber im Laufe der Fahrzeit ändern.




Nach einer weiteren Ortschaft kam plötzlich eine Schneeschranke, die offen war und anschließend nahm die Steigung der Straße rapide zu. Teilweise drehten die Räder etwas durch, da Schneematsch auf der Straße lag und einige viele Serpentinen später hatten wir es geschafft, wir waren an der höchsten Stelle des Passes angekommen. Wir hielten an und ich dachte oh Scheiße, mir war absolut nicht bewusst gewesen dass wir ausgerechnet die Strecke mit dem höchsten Pass, hier über den hohen Atlas, gewählt hatten. Auf dem Schild konnten wir lesen 2645 Meter und um uns rum nur Schnee.





Da die Straßen geräumt waren und wir ja am höchsten Punkt angekommen waren entspannte ich mich ein bisschen. Leider sollte es sich herausstellen dass ich mich zu früh gefreut hatte. Wir fuhren munter weiter, kamen an einem herrlichen See vorbei und es war eigentlich alles gut zu fahren, bis wir tiefer kamen.





Als wir den Himmel und die dunklen Wolken sahen, wurde uns bewusst dass wir jetzt erst auf der Wetterseite angekommen waren. Die Wolken kamen über den Atlantik und blieben hier natürlich hängen. Es musste kurz vorher hier geschneit haben denn die Piste war stellenweise vereist, mit Schneematsch bedeckt und in den Ortschaften war jetzt richtig Chaos. Da uns keine der Ortschaften so richtig, für eine Übernachtung, ansprach und auch alles im Matsch versank gab es auch hier wieder nur einen Weg, weiter. Die nächste Stunde fuhr ich unter Hochspannung und versuchte unseren Otto nicht den Abhang hinunter zu jagen.




Zum Glück kamen wir immer tiefer und irgendwann war dann auch dieser Streckenabschnitt erledigt. Jetzt war es ein Genuss zu fahren denn die Straße war um Welten besser als auf der anderen Seite und so kamen wir zügig voran. An einer Stelle wo wir geschickt halten konnten machten wir erst mal Pause und merkten dass wir heute noch nichts gegessen hatten. So gab es erst mal ein ordentliches Frühstück und anschließen bestaunten wir die Patina von Otto, er sah jetzt optisch schon ein bisschen nach Geländewagen aus. Sogar im Innern hatten wir Dreckspritzer abbekommen.







Nach unserem Frühstück und nach der Anspannung war ich eigentlich richtig faul aber es erwartete uns die nächste Überraschung des heutigen Tages. Ich bemerkte dass ich vor lauter Hohen Atlas Überquerung ganz vergessen hatte einen Stellplatz für heute Nacht rauszusuchen. Da wir endlich wieder Internet hatten ging ich auf Park4night und traute meinen Augen nicht zu trauen, es gab schlichtweg in der näheren Umgebung nichts, aber auch gar nichts. Das nächste was ich fand war ein Parkplatz neben einem Marjane Supermarkt in Beni-Mellal, also auch kein Übernachtungshighlight und nochmals über 60 Kilometer zu fahren. Leider hatten wir keine Wahl und mussten dies in Kauf nehmen. Zum Glück wurde uns die weitere Fahrt durch ein paar wunderschöne Aussichten versüßt.



Als wir dann endlich, nach mehr als 8 Stunden Fahrt, dort ankamen waren wir beide paniert. Wir aßen noch eine Kleinigkeit und der Sylvester Abend endete um 20:00 Uhr im Bett. Was für ein Tag.



Tag 35



Der nächste Tag begann mit einem schönen Sonnenaufgang. Wir kauften ein, tankten und schon ging unsere Reise weiter. Ela hatte sich als Ziel die Ouzoud Wasserfälle ausgesucht und ich als passenden Übernachtungsplatz, Traumschiff Walhalla. Die Wasserfälle mussten laut Bilder auf Google fantastisch sein und Walhalla war ein Projekt einer Familie aus Deutschland, die sich hier vor über 20 Jahren einen Traum erfüllt hatten. Lass es uns anschauen gehen.

Wir fuhren los und schon nach kurzer Zeit ging es wieder hinauf in die Berge. Die Strecke schlängelte sich in Serpentinen steil den Berg hoch, ein Fahrtraum. Die Landschaft war wunderschön und als wir auf der Passhöhe um eine Kurve bogen eröffnete sich ein Atem beraubendes Panorama. Des weiteren stand auf einem Parkplatz eines meiner Lieblingskaffee Mobile. Also hielten wir an, machten Bilder, scherzten mit dem Kaffee Mann und ich trank einen leckeren doppelten Espresso.








Nach dem Kaffee und Aussichts Genuss ging es gerade so weiter, diesmal Berg ab in das Tal.



Ich war schon sehr gespannt denn im Internet hatte ich gelesen dass es auf der Strecke zu den Ouzoud Wasserfällen eine Brücke geben sollte die man gerade noch mit dem Wohnmobil passieren konnte. Auf die freute ich mich schon. Es ging zunächst erst einmal wunderschön durch das Tal und dann in eine Schlucht hinein, die sich immer mehr verengte. Ich spürte dass wir uns der Brücke näherten und schon war sie da. Was für ein Anblick. Wir parkten und machten Bilder. 



Die Brücke ging über einen Fluss der in einen engen Canyon floss. Wir konnten ja nicht ahnen dass wir kurze Zeit später am höchsten Punkt dieses Canyons stehen würden. Ein Auto, dass die Brücke befuhr, bestätigte uns dass sie hielt 😎 und so fuhren wir auch darüber.





Gleich nach der Brücke führte die Straße steil Berg an und schon kurze Zeit später standen wir am höchsten Punkt. Wir mussten natürlich gleich wieder anhalten, was für eine Schlucht!






Wir fuhren weiter durch dieses reizvolle Landschaft und erreichten kurz darauf die Ortschaft Ouzoud. Da wir die Wasserfälle erst später anschauen wollten fuhren wir durch die Ortschaft und zum Campingplatz Traumschiff Walhalla, der eine kurze Strecke hinter Ouzoud lag. Mit ein bisschen suchen fanden wir die Zufahrt und folgten einer Piste Berg an, dann waren wir angekommen.





Tag 36

Wenn ich ehrlich bin hatten wir gestern nach unserer Ankunft nicht mehr viel gemacht und auch heute war es genauso. Wir saßen einfach nur in der Sonne, genossen die absolute Ruhe und völlig entspannte Atmosphäre hier. 


 



  



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